Opladen Kühle Köpfe ohne Ellenbogen

Opladen · Sie sind Spezialisten, wollen aber keine Helden in ihren Reihen: Seit 125 Jahren tun die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Opladen Dienst. Im Ernstfall unterscheidet sie nichts von den Kollegen von der Berufswehr.

Alexander Hoffmann sitzt auf der Terrasse seines Hauses. Seinen Mund umspielt ein Lächeln, die Augen funkeln. Der 49-jährige Brandoberinspektor spricht von der Freiwilligen Feuerwehr Opladen. Und die ist seine Familie. Das ist keine Übertreibung. Schon deshalb nicht, weil seine Söhne Florian (26) und Arne (21) mit dabei sind. Wozu er sie – darauf legt er Wert – nicht gedrängt habe. "Ich bin stolz darauf, sagen zu können, dass meine Söhne nicht die Ellenbogen ausfahren, sondern helfen."

Selbst wenn die Freiwilligen nicht für ihren Einsatz entlohnt und auch sonst nicht mit Lob überhäuft würden. "Eine gute Portion Idealismus gehört dazu", bekennt Hoffmann. Der nährt sich aus der Sachkunde des Fachmannes: "Im Dienst gibt es keinen Unterschied zwischen Freiwilligen und Berufsfeuerwehrleuten." Beide seien Spezialisten – und Lebensretter. Für die Opladener Wehr gilt dies seit nun 125 Jahren.

Szenenwechsel: Der Löschzug 21 ist von Opladen zur Hauptwache unterwegs: Übungsdienst. Die Männer sollen ihr Können am Dekontaminations-Container unter Beweis stellen. Im letzten Jahr für 200 000 Euro angeschafft, würden darin im Katastrophenfall nicht mehr gehfähige Opfer desinfiziert. Aber erst, wenn die Katastrophenlogistiker von der Feuerwehr den Aufbau der Schleusen und Vorzelte erledigt haben. Dafür ist eine halbe Stunde veranschlagt. Es dauert länger, der Generator hat keinen Sprit. "Dafür sind Übungen da", sagt Hoffmann. In unübersichtlichen Lagen einen kühlen Kopf zu bewahren und improvisieren zu können, das zeichne Feuerwehrleute aus.

Das Szenario, bei dem der Container zum Einsatz käme, könnte ein Flugzeugabsturz in die BayArena sein. Weil dann 170 Einsatzkräfte an jener Dekontaminations-Schleuse gebunden wären, passiert so ein Ernstfall besser nach Feierabend. Bei besonders personalintensiven Einsätzen kommt es auf die Freiwillige Feuerwehr an. Deren Personal muss zusammengetrommelt werden. Ist nicht gerade die adrenalinschwangere Atmosphäre des Einsatzes das, was viele reizt?

Natürlich seien gerade bei den Jüngeren immer mal einige dabei, die Helden sein wollen, sagt Hofmann. "Denen sage ich: Helden sterben früh. Und sie werden aus der Not geboren. Willst du, dass andere Not leiden müssen, damit du ein Held sein kannst?" Das wirke. Für Feuerwehrleute gebe es nichts besseres, als keinen Einsatz zu haben. Vorbereitet sein sollte man aber schon.

(RP)
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