Leverkusen Kritik an Sparkasse wegen "Salon-Kommunistin"

Leverkusen · Der Neujahrsempfang mit Sahra Wagenknecht (Linke) und Wolfgang Kubicki (FDP) als Diskutanten erhitzt die Gemüter. Ein Kommentator auf rp-online.de droht der Sparkasse gar, als Kunde seine Bankgeschäfte anderswo zu tätigen.

Spannender Talkgast oder "Salon-Kommunistin"? Den von der Sparkasse bezahlte Besuch Sahra Wagenknechts beim Neujahrsempfang sehen viele Leverkusener kritisch.

Spannender Talkgast oder "Salon-Kommunistin"? Den von der Sparkasse bezahlte Besuch Sahra Wagenknechts beim Neujahrsempfang sehen viele Leverkusener kritisch.

Foto: Uwe miserius

Die Sparkasse feierte den Start ins Jahr 2015 mit 450 geladenen Gästen. Vorn auf der Bühne diskutierten Sahra Wagenknecht (Linke) und Wolfgang Kubicki (FDP) eigentlich zur Wirtschaftssituation in Deutschland, zunächst aber erstmal über das aktuelle Thema Terror (wir berichteten). Aber wohl gleich, über was die Beiden da diskutierten: Allein die Tatsache, dass die Sparkasse diese beiden Politainment-Größen, die von Maybritt Illner bis Günther Jauch durch die politischen Talkshows tingeln, geladen hat, regt in Leverkusen auf. Nicht an.

"Da muss man wirklich fragen, ob die Herren im Vorstand noch alle Latten am Zaun haben", formuliert ein Nutzer unserer Internet-Plattform rp-online.de, der sich Erwin Eintopf nennt, harsch und droht aus Entrüstung, sein Konto bei dem Kreditinstitut kündigen zu wollen: "Bis jetzt habe ich aufgrund persönlicher Kontakte zu Mitarbeitern der Sparkasse die Treue gehalten. Zudem habe ich eine tolle Sachbearbeiterin dort. Nun ist aber Feierabend. Dass nun Geld an diese Salon-Kommunistin gezahlt wird, ist ja wohl das Allerletzte! Wenn es seine arbeitsreiche Zeit zulässt, sollte sich Herpolsheimer mal vorher über seine Gäste informieren. Da könnte er dann feststellen, was da für menschenverachtende Regime hochgejubelt werden, nur weil sie sich den Sozialismus auf die Fahne geschrieben haben", schimpft Eintopf an die Adresse von Sparkassen-Vorstandschef Manfred Herpolsheimer gerichtet.

Der musste vor ein paar Jahren schon Schelte wegen eines Gastes einstecken, als Peer Steinbrück (SPD) einen höchst unterhaltsamen Abend mit Michael Hüther, Chef des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln, ablieferte. Wenig später veröffentlichte Steinbrück seine Nebeneinkünfte - wie bei anderen Vorträgen strich der SPD-Politiker 15 000 Euro für den Sparkassen-Abend ein. So ging es aus der veröffentlichten Liste hervor.

Nun erhitzt der Besuch Wagenknechts die Gemüter. Nutzerin Petra P. schüttelt auf rp-online quasi schriftlich den Kopf: "Wagenknecht vergleicht US-Drohnenangriffe mit Paris-Anschlägen - no comment - Und die S. wurde von der Sparkasse Leverkusen bezahlt." Weiter schreibt sie: "Der Vorstand gehört sofort gefeuert, wegen Sahra Wagenknecht! Und wenn interessiert noch eine nicht mehr vertretene Partei wie die FDP! Die Sparkasse Lev mit der Linken- Ikone: Da geht mehr als Vertrauen den Bach runter."

Die Sparkasse sieht das naturgemäß anders: "Dieses Feedback hat uns in dieser Schärfe überrascht", äußerte Sparkassen-Sprecher Benjamin Rörig. "Frau Wagenknecht ist ein legitimiertes Bundestagsmitglied. Wir schießen nicht über den Rand hinaus."

Vor elf Jahren habe es eine ähnliche Konstellation mit Gregor Gysi und Guido Westerwelle gegeben, ohne dass sich jemand ähnlich kritisch wie jetzt geäußet habe. "Die große Anzahl an Gästen jetzt und deren enormer Zuspruch sind für uns ein starker Beleg, dass wir mit unseren Referenten voll ins Schwarze getroffen haben", ergänzt Rörig. Wagenknecht und Kubicki hätten die Erwartungen der Sparkasse erfüllt. Sie seien früh gebucht worden und kein Notstopfen gewesen. Die Planungen für den nächsten Neujahrsempfang laufen bereits. Wer dann zu Gast sein wird, verrät das Geldinstitut noch nicht.

(RP)
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