Leverkusen Krankenhauskeim: EVL sperrt Trinkwasser

Leverkusen · Das Trinkwasser in einer Leitung am Kiesweg ist mit Pseudomonas-aeruginosa-Bakterien verseucht.

 Über diese Notleitung versorgt die EVL zurzeit die Anwohner am Kiesweg mit Frischwasser.

Über diese Notleitung versorgt die EVL zurzeit die Anwohner am Kiesweg mit Frischwasser.

Foto: ralph matzerath

Es zählt zu den häufigsten Krankenhauskeimen — etwa zehn Prozent aller Infektionen in Kliniken gehen auf sein Konto. Mögliche Folgen: Lungenentzündungen, Harnwegsinfekte oder Infektionen auf offenen Wunden. Das Bakterium Pseudomonas aeruginosa wurde weltweit bekannt, als es im Januar 2009 zum Tod des brasilianischen Models Mariana Bridi Da Costa führte.

Jetzt ist Pseudomonas aeruginosa in einer Trinkwasserleitung am Kiesweg in Küppersteg entdeckt worden. Die Energieversorgung Leverkusen (EVL) sperrte daraufhin für " drei Gewerbe- und zwei Mieteinheiten" das Trinkwasser ab und versorgt sie seitdem über eine Notleitung mit Frischwasser.

Aufgefallen war der Keim, nachdem die Mitarbeiterin eines am Kiesweg ansässigen Unternehmens über Übelkeit, Durchfall und eine deutlich veränderte Färbung des Wassers geklagt hatte.

Nicht die sofort hinzugezogene EVL, sondern die Firmenchefin ließ ein Gutachten anfertigen, da auch sie selbst von dem Wasser getrunken hatte und sich danach schlecht fühlte — die Experten des beauftragten Fachunternehmens stießen schließlich auf den Keim.

Dr. Ulrik Dietzler, technischer Geschäftsführer der EVL, erklärte gestern dazu: "Hätten wir damals schon weitergehende Erkenntnisse gehabt, wären wir selber aktiv geworden, obwohl wir normalerweise aus privaten Anlagen keine Proben ziehen." Damals sei aber nur von trübem Wasser die Rede gewesen. Und das sei meist auf Luft in der Leitung zurückzuführen. Da das Wasser zudem weder geruchs-, noch geschmacksauffällig gewesen sei, habe kein akuter Grund zur Sorge bestanden.

Und was ist mit der Übelkeit und dem Durchfall? Dr. Martin Oehler ist Leiter der Gesundheitsaufsicht bei der Stadt Leverkusen. Er sagt: "Diese Symptome gehören nicht zu Pseudomonas aeruginosa, hätten also auch nicht damit in Verbindung gebracht werden können."

Wesentlich klarer sei dagegen, wie der Keim ins Wasser gelangt sein könnte. "Das ist ein so genanntes Pfützenbakterium, das sich unter bestimmten Bedingungen wie etwa in ruhendem Wasser schnell verbreiten kann", führt Oehler aus. Auch verdreckte Filter könnten die Vermehrung begünstigen. Beide Voraussetzungen seien am Kiesweg gegeben gewesen. Dietzler bestätigt, der Filter für das gesamte Leitungssystem sei ziemlich dreckig gewesen, und das private System habe auch so genannte tote Bereiche, in denen das Wasser stehe.

Problem der älteren Anlage: Gleich mehrere gewerbliche und private Nutzer hängen an einer einzigen Wasseruhr. Für die ist — wie auch für Leitungssystem und Filter, der Verein "Diyanet — türkisch-islamisches Kulturzentrum" verantwortlich, der auch an der Küppersteger Moschee beteiligt ist. Ein Sprecher kündigte gestern an, man habe bereits eine Fachfirma beauftragt, die Leitung am kommenden Montag durchzuspülen und danach noch einmal Proben zu ziehen. Er wies allerdings jegliche Verantwortung für den Bakterienbefall zurück — immerhin sei der Keim bei dem benachbarten Unternehmen gefunden worden, nicht auf dem eigenen Gelände. Man habe sich auch schon bei der EVL beschwert.

Dr. Martin Oehler ist nicht sicher, ob das Durchspülen ausreicht. "Hat sich der Keim erst einmal ausgebreitet, kann er sehr hartnäckig sein", sagt er. Die Leitung müsse dann aufwändiger desinfiziert werden. EVL-Chef Dietzler hat Diyanet bereits geraten, das Leitungssystem umzubauen und zu modernisieren.

Eine Gefahr, dass sich Pseudomonas aeruginosa auch an anderen Stellen des Leverkusener Wassernetzes ausgebreitet haben könnte, besteht Oehler zufolge eher nicht: "Ich habe von so einem Fall wie am Kiesweg zuvor noch nie gehört", sagt er. Und Dietzler fügt hinzu: "Die Leitung geht erst wieder ans Netz, wenn wir eine einwandfreie Wasserprobe vorliegen haben."

(RP)
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