Ursula Monter und Valentin Priebus Seelenreise mit Klavier und Cello

Leverkusen · Ursula Monter und Valentin Priebus entführten ihr Publikum im Spiegelsaal des Schlosses mit Kammermusik nach Russland und Frankreich.

 Valentin Priebus (Violoncello) stammt wie Monter aus Leichlingen und ist derzeit in Hamburg engagiert.

Valentin Priebus (Violoncello) stammt wie Monter aus Leichlingen und ist derzeit in Hamburg engagiert.

Foto: KulturstadtLev

An diesem Sonntagmorgen haben sie das Schloss Morsbroich zu ihrem Mittelpunkt gemacht. Aus unterschiedlichen Richtungen sind die beiden Duo-Partner Ursula Monter (Klavier) und Valentin (Cello) Priebus (siehe Info) angereist, um dem Publikum der Reihe KLM eine exquisite Matinee zu bescheren. Mit russischer und französischer Kammermusik haben sie zusammengefunden und den Besuchern im feinen Spiegelsaal von Schloss Morsbroich einen Vormittag mit emotionaler und vorwiegend wärmender Musik beschert.

Die Vocalise von Sergej Rachmaninow zur Einstimmung war natürlich das Traumstück für einen jungen Cellisten, der neben Fingerfertigkeit und Virtuosität vor allem den Facettenreichtum seiner Ausdrucksfähigkeit ausleben durfte. Mit dichtem Legato strich Valentin Priebus die Vorzüge seines gut 300 Jahre alten Instruments heraus, das von der perfekten Kammermusik-Akustik des Saales zusätzlich geadelt wurde. Ein wundervoller Beginn, bei dem die Pianistin mit der eher akkordischen Begleitung dem Melodieinstrument den Vorzug ließ und sich bescheiden aber verlässlich im Hintergrund hielt. Bei der Sonate für Cello und Klavier von Sergej Prokofjew änderte sich alsbald die Gewichtung. Auch hier durfte sich zunächst die tiefe Cello-Melodie entfalten, doch bald wurde deutlich, dass die beiden Instrumente zwei Welten vermitteln, die im Leben und Wirken des Komponisten permanent aufeinander trafen. Seiner innigen Musik, die er dem Cello anvertraute, setzte das Stalinistische Regime zu, das Ursula Monter bedrohlich und mit unerbittlicher Härte im Marschrhythmus auf den Tasten aufmarschieren ließ.

 Musikalische Begegnung zweier Instrumentalisten im Spiegelsaal: Ursula Monter spielte Klavier.

Musikalische Begegnung zweier Instrumentalisten im Spiegelsaal: Ursula Monter spielte Klavier.

Foto: KulturstadtLev

Wie ein ewiger Kampf zwischen Innerlichkeit und Form, zwischen Individualität und bevormundender Strenge gestaltete sich der konzertante Dialog mit verteilten Rollen, zu dem sich die beiden Instrumentalisten an diesem Tag begegnet sind. Mit einem Zeitsprung zurück und einem Bogen ins westliche Frankreich unternahmen sie im zweiten Teil des Programms eine Seelenreise zur emotionalen Musik von César Franck. Und zugleich beantwortete das Duo die alte Frage, wem die A-Dur-Sonate gehört: den Geigern oder den Cellisten.

Nach dem ebenso innigen wie leidenschaftlich, glücklich und virtuos gespielten Cello-Part war das Publikum wohl geneigt, der Anekdote Glauben zu schenken, die Valentin Priebus vorher über die Entstehung des Eugène Ysaÿe zum „Schönsten Tag des Lebens“ gewidmete Komposition erzählt hatte. Franck fehlte angeblich das passende Hochzeitsgeschenk für den belgischen Landsmann, Geiger und Kompositionskollegen. Deswegen schrieb er die (tatsächlich bereits in Teilen für Cello und Klavier komponierte) viersätzige Sonate für Violine um, und das Geschenk soll bereits während der Hochzeitsfeier ausprobiert worden sein. Beim emotionalen und engagierten Spiel des Duos hörten jedenfalls die Besucher kurz die Hochzeitsglocken läuten.

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