Leverkusen "Konzept der nächsten 30 Jahre"

Leverkusen · Interview Geschäftsführer Zimmermann verspricht Luxus für Jedermann

In seiner Rede bezeichnete Hans-Peter Zimmermann die Komfortstation als "neues Krankenhaus im Krankenhaus". Den damit verbundenen Assoziationen einer Zweiklassengesellschaft tritt der Geschäftsführer des Klinikums Leverkusen entschieden entgegen.

Herr Zimmermann, wir sitzen hier in der Sitzecke des Komfort-Einzelzimmers, hinter uns hängt ein Flachbildschirm. Braucht es soviel Luxus, um gesund zu werden?

Hans-Peter Zimmermann Ich denke, dass die persönliche Situation des Patienten darüber entscheidet, wie viel Komfort er wünscht und braucht. Wer seinen Partner auch nachts dabei haben möchte, der findet in unseren Einzelzimmern die Möglichkeit dazu. Die medizinische Versorgung ist in allen anderen Stationen des Klinikums genauso wie in dieser Komfortstation.

Dennoch die Frage: Wer soll sich die 140 Euro für ein Einzelzimmer leisten können? Wen sprechen Sie mit diesem Angebot an?

Zimmermann Zunächst einmal ist festzuhalten, dass diese 140 Euro kein Zimmerpreis sind, den wir wie ein Hotel selbst bestimmt haben. Dieser Betrag ist das Ergebnis langer Verhandlungen mit den privaten Krankenversicherungen. Weil aber auch jeder Normalversicherte entscheiden kann, sich über eine Zusatzversicherung oder als Selbstzahler ein i-Tüpfelchen zu sichern, sprechen wir alle Patienten an.

Warum muss eine Klinik 15 Millionen Euro in die Hand nehmen, um Hotelambiente zu erzeugen?

Zimmermann Weil wir mit den maroden Drei- und Vierbettzimmern der Vergangenheit im Wettbewerb mit anderen Krankenhäusern nicht bestehen können. Ich bin davon überzeugt, dass bereits in zehn Jahren diese Komfortstationen der Standard in guten deutschen Kliniken sind. Die 15 Millionen sind langfristig investiert – diese Ausrichtung ist das Konzept der nächsten 30 Jahre.

Andere Krankenhäuser gehen noch ein Stück weiter und gliedern direkt ein Hotel an die Klinik an. Patienten können dort in den Genuss medizinischer Leistungen kommen, ohne die Krankenkassen zu belasten. Eine gute Idee?

Zimmermann Ein interessanter Ansatz, den wir auch beobachten werden. Allerdings ging es bei uns erst einmal darum, die bestehenden Mängel in der Patientenversorgung zu beseitigen. Aber zu gegebener Zeit werden wir auch darüber nachdenken – das ist sicher.

Wie haben Sie ihre Mitarbeiter – Ärzte, Schwestern und Servicepersonal – auf die Komfortgäste vorbereitet?

Zimmermann Wir arbeiten mit der Lufthansa zusammen, die unsere Mitarbeiter in Sachen Patienfreundlichkeit geschult hat. Zudem haben wir in der Chirurgischen Klinik in einem Pilotprojekt Erfahrungen gesammelt. Ich gehe davon aus, dass alle Mitarbeiter verinnerlicht haben, dass sich Komfort auch durch den persönlichen Umgang mit Patienten ausdrücken lässt.

Peter Böttner führte das Gespräch.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort