Konrad Beikircher Wäre Martin Luther ein Rheinländer gewesen

Leverkusen ·   Wie war das noch mit Martin Luther? Was löste die Wut des Augustiner-Mönchs aus, als er die Reformationsbewegung startete, so dass letztlich ein neuer „Glaube“ entstand? „500 Jahre falscher Glauben“, hieß das Programm, bei dem der Kabarettist, Musiker und Autor Konrad Beikircher ebenso kurzweilig wie lehrreich die Kirchengeschichte seit dem Jahr 1517 betrachtete.

 „500 Jahre falscher Glauben“ – historisches Kabarett mit Konrad Beikircher in der Friedenskirche.

„500 Jahre falscher Glauben“ – historisches Kabarett mit Konrad Beikircher in der Friedenskirche.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Übrigens nicht zum ersten Mal in der nahezu ausverkauften Friedenskirche, der „Schlebuscher Gebetsphilharmonie“, wie Beikircher augenzwinkernd meinte. Vielmehr konnte Stefan Lapke, EJS-Jugendreferent und 2. Vorsitzender des Fördervereins „Aufwind“, den redegewandten 74-jährigen Bonner schon vor etwa acht Jahren als „Aufwind“-Mitglied gewinnen. Er habe sogar schon eine Karnevalsrede in Schlebusch gehalten, der „Hochburg des falschen Glaubens“, sagte der in Südtirol geborene und katholisch aufgewachsene Beikircher zu Beginn.

In den folgenden zwei Stunden beantwortete er nicht nur die spannende Frage, wie es zur Reformation kam, sondern blickte auch zurück auf das Jubiläum, mit dem die evangelische Kirche die 500-jährige Reformation beging. „Aber wie ihr das gefeiert habt“, frotzelte der Redner – und meinte Protestanten mit „ihr“, bezeichnete aber Katholiken mit „wir“. „Alles eine Spur zu ernst und zu betroffen – also evangelisch“, so Beikircher. „Hättet ihr uns gefragt, wir hätten Ideen gehabt.“ Zum Beispiel eine Ablass-Sonderausgabe „Fegefeuer Flatrate“ für Protestanten. Es folgten Schilderungen eines Dialoges mit Petrus an der Himmelspforte, über die Dauer des Fegefeuers in herrlich rheinischem Dialekt. Oder eine Reminiszenz an Josef Kardinal Frings, den einstigem Kölner und seinem „Lieblingskardinal“, sei dieser doch – anders als „Kriegstreiber“ Rainer Maria Woelki – von souveräner Heiterkeit gewesen. Beikircher beschrieb das spätmittelalterliche Rom als Ort, an dem sich Luther über klerikale Prunksucht und käufliche Liebe ärgerte. „Da hat sich bis heute nicht so viel geändert“, bemerkte er in Anspielung auf den Missbrauchsskandal. Aber: „Wäre Luther ein Rheinländer gewesen, hätte er sich vielleicht auch aufgeregt und dann gesagt: Man kann es auch übertreiben.“

Letztlich sei es zwar zur Trennung der Kirchen gekommen, nicht aber zur Trennung des Glaubens. Sein Vater habe stets gesagt: „Gott wäre ein armes Herrgöttle, wenn er zwischen Katholiken und Protestanten unterscheiden würde.“ Unter stürmischen Applaus fügte Beikircher hinzu: „Wenn wir Christen nicht zusammenhalten, dann soll der Planet halt untergehen. Dann haben wir es nicht besser verdient.“

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