Leverkusen Kondome für Gymnasiasten

Leverkusen · Am Werner-Heisenberg-Gymnasium steht ein Kondomautomat. Der Standort verwundert. Wer legt überhaupt fest, wo in Leverkusen Kondomautomaten stehen?

In der Nähe einer Bushaltestelle am Werner -Heisenberg-Gymnasium steht dieser Automat. Fünf Pakete werden dort pro Monat verkauft.

In der Nähe einer Bushaltestelle am Werner -Heisenberg-Gymnasium steht dieser Automat. Fünf Pakete werden dort pro Monat verkauft.

Foto: UWE MISERIUS

Auf der anderen Straßenseite warten zwei Schülerinnen auf den Bus. Es ist ein gewöhnlicher Donnerstag, es ist gegen Mittag, der Bus kommt. Die Dinge gehen ihren geregelten Weg, hier "Auf der Ohmer", wie an der Haltestelle steht. Dort, wo der grüne Automat auf Kunden wartet, ist niemand. "Condome" prangt in pinken Lettern darauf, was nicht nur auf den Inhalt des Automaten hinweist, sondern gleichermaßen auf sein Alter. Wer glaubt, dass eine historische Schreibweise verkaufsfördernd wirkt, glaubt auch an die Wirkung von Schockfotos auf Zigarettenpackungen.

Ein paar hundert Meter entfernt ist das Werner-Heisenberg-Gymnasium, ein sicherlich wunderbarer Ort für erste Verliebtheiten und Romanzen. Irgendwann, wann genau weiß leider niemand, hat sich jemand gedacht, dass die Bushaltestelle an diesem Gymnasium ein idealer Ort für einen Kondomautomaten sein sollte. Genau hier an der Lützenkirchener Straße versucht Automaten Service Ulbricht Kondome, Vibratoren und Penisringe an Mann und Frau zu bringen.

Alle zwei bis drei Monate wird nachgefüllt

Und das mit durchschnittlichem Erfolg. Wer unter der Nummer, die auf dem "Vierschachter" angegeben ist, anruft, bekommt Herrn Ulbricht ans Telefon. Herr Ulbricht verrät zwar seinen Vornamen nicht, allerdings liegt der Verdacht nahe, dass die Firma Automaten Service Ulbricht mit ihm in einer engeren Verbindung steht. Herr Ulbricht jedenfalls ist verwundert, findet aber nach wenigen Momenten heraus, dass "so fünf Päckchen im Monat" an besagter Haltestelle verkauft werden. Alle zwei bis drei Monate fährt die Firma heraus und kontrolliert den Bestand. Zehn bis 15 Kondompackungen müssen dann nachgefüllt werden. "Durchschnittlich viel" sei das, sagt Herr Ulbricht, der es ja wissen muss.

Er nennt den Automaten auch Vierschachter, weil aus vier Schächten vier unterschiedliche Produkte fallen, wenn man den entsprechenden Betrag eingeworfen hat. Ein ausgefeiltes und bewährtes Prinzip. Warum nun allerdings der Automat in unmittelbarer Nähe zur Schule steht, und ob das so sein muss, kann Herr Ulbricht nicht beantworten. Er sagt: "Ist doch egal, wo die stehen." Verhüten und sich vor Krankheiten schützen sollte sich schließlich jeder, der Geschlechtsverkehr habe.

Die Stadt Leverkusen hat nach Auskunft einer Sprecherin keinen Überblick über die Kondomautomaten im Stadtgebiet. Die meisten Geräte hingen schließlich in Gaststätten, Kneipen und Hotels. Allerdings erteilt die Stadt die Genehmigung für das Aufstellen solcher Automaten. Ob diese dann später auch betrieben oder aufgehängt werden, kontrolliere die Verwaltung nicht mehr, so die Sprecherin. Ein striktes Konzept, wo Kondomautomaten hängen dürfen und wo nicht, gibt es nicht.

(her)
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