Kommunalwahl 2020 Politischer „Dreikampf“ ums Rathaus
Leverkusen · Im Jahr der Kommunalwahl bringen sich bisher vier Oberbürgermeister-Kandidaten in Position. Drei haben Chancen.
Wer nicht per Briefwahl abstimmt, der sollte sich den 13. September freihalten. Denn dann ist Kommunalwahl in NRW. Stadträte Bürgermeister- und Oberbürgermeisterposten werden neu besetzt oder im Amt bestätigt. Die Aussicht auf Letzteres hat sich in Leverkusen als eine Art politischer Fluch erweisen: Bisher wurden alle direkt gewählten Oberbürgermeister, ob von der CDU oder SPD, nach einer Amtszeit vom Wähler ausgewechselt. Dass sich das ändern könnte, ist nur eine Besonderheit der diesjährigen Wahl des Stadtoberhauptes. Eine weitere ist: Es gab selten eine so große Auswahl bei den Kandidaten. Insgesamt vier sind von ihren Parteien bereits aufgestellt worden. Wir stellen sie vor:
Uwe Richrath Der Amtsinhaber geht nach heutigem Stand als Favorit ins Rennen. Dass keiner seiner direkt gewählten Vorgänger wiedergewählt wurde, kann seinen Nimbus nicht schmälern. Der 59-jährige Leverkusener ist seit 1986 selbstständiger Unternehmer im Mode-Einzelhandel und kam relativ spät zur Politik. 2000 trat er in die SPD ein, 2009 wurde er Stadtratsmitglied und arbeitete in verschiedenen Ausschüssen. Sein Wahlsieg gegen Amtsinhaber Reinhard Buchhorn kam für viele unerwartet. Im Rathaus leitete der Wahlsieger einen politischen Stilwechsel ein: Auf den kantigen Buchhorn folgte der smarte Richrath. Er ist keiner, der mit dem Kopf durch die Wand will, und er setzt auf eine „Allianz der Vernünftigen“. Richrath ist fest verankert im Vereinsleben der Stadt: bei der Arbeiterwohlfahrt, als stellvertretender Vorsitzender von ProPänz, im Förderverein der Schiffsbrücke Wuppermündung und in den Karnevalsgesellschaften Rheindorfer Burgknappen und Fidelio Manfort. Der frühere Handballer ist verheiratet und hat einen Sohn. Als Bruttojahresgehalt gibt er 133.520.70 Euro an. Hinzu kommen Nebeneinkünfte von 27.375 Euro. Dass es aber keineswegs das Geld ist, dass ihn treibt, nehmen dem Sozialdemokraten viele ab. Der Niedergang seiner Partei scheint an ihm abzuperlen.
Frank Schönberger Als Jurist, er betreibt eine Kanzlei für Arbeitsrecht, hat er einen Zugang zu Verwaltungsvorgängen. Als langjähriger Vorsitzender der Werbegemeinschaft City Leverkusen liegt ihm der Wirtschaftsstandort besonders am Herzen. Seit 2009 ist Schönberger Ratsmitglied, seit 2013 Kreisvorsitzender der CDU. Damit hatte er auch den ersten Zugriff auf die OB-Kandidatur, den er zielstrebig nutzte. Eine Gegenkandidatur gab es nicht, wenngleich der 60-Jährige in der Partei umstritten ist. Kritische Stimmen kamen aus Rheindorf – der Ortsverbandsvorsitzende Andreas Eckloff hatte als erste Reaktion auf die Kandidatur von einem „großen Schock“ und einem „Ego-Tripp“ Schönbergers gesprochen – Zustimmung gab es aus anderen Verbänden, etwa aus Opladen. Schönbergers private Beziehung mit der Baudezernentin Andrea Deppe und sein daraus resultierender Rücktritt als baupolitischer Sprecher seiner Partei hat ihm und seiner politischen Glaubwürdigkeit offenbar nur kurzfristig geschadet. Nun will er Uwe Richrath in die Schranken weisen und hat es zudem noch mit einem weiteren Widersacher zu tun.
Stefan Baake ist der Überraschungskandidat der bevorstehenden Wahl. Der Grüne, aufgewachsen in einem gut katholischen Elternhaus, wie er sagt, wies bei der parteiinternen Kandidatenwahl Roswitha Arnold in die Schranken. Er war Messdiener und Pfarrjugendleiter, Mitglied des Vorstandes des Bunds der Deutschen Katholischen Jugend auf Stadtebene und Stadtjugendring-Vorsitzender. „Meine Welt schon in dieser Zeit als Jugendlicher und junger Erwachsener waren Sitzungen und Debatten bis in die Nacht. Der Schritt in die Politik war dann fast zwangsläufig.“ Es folgten Abitur, Lehre zum Versicherungskaufmann, Studium der Sozialarbeit. Als Sozialarbeiter ist er heute in Remscheid tätig, kennt sich mit den „Schattenseiten der Gesellschaft (Psychiatrie, Schulden, Drogen, Obdachlosigkeit, Hartz IV, Sozialamt, Heime) aus“. Will aber auf breiterer Eben die Welt verbessern. Deshalb ging er 1988 zu den Grünen. Über sich selbst sagt Ratsherr Baake: „Mit schwierigen Menschen kann ich umgehen.“ Ebenso könne er auch Stratege sein. Seine Schwerpunkte sind: Jugendhilfe, soziale Infrastruktur, Wohnungspolitik und nachhaltige Finanzpolitik. „Aber Klimapolitik ist unsere Nr. 1. Wir können in der Leverkusener Lokalpolitik nicht die Erde retten, aber wir müssen unseren Beitrag leisten.“