Kommentar Einladung an alle Pöbler: Mitmachen statt schimpfen

Leverkusen / Leichlingen · Die Empörungsmaschine Internet hat sich zu einer Art Boxsack für Wut-Bürger entwickelt. Auch in Leverkusen und Leichlingen werden Politiker übel beleidigt und beschimpft bis runter auf die kommunale Ebene.

Verdammen sollte man das Netz aber  nicht –  nicht den Hund einsperren, sondern das Herrchen bestrafen. Dass das offenbar  nicht  ausreichend geschieht, haben Berliner Richter im Fall der Grünen-Politikerin Renate Künast auf erschreckende Weise deutlich gemacht. Anwendbare Gesetze und eine zupackende Justiz zum Schutz von Politikern, die auch Bürger sind,  sollte in unserem Rechtsstaat selbstverständlich sein. Ist es offenbar nicht. Das muss sich ändern.

Woher kommt der Frust? Woher die Lust auf grenzenlose Pöbelei? Und das in einem Land, in dem es den meisten Menschen so gut geht wie in kaum einem anderen auf der Welt.  Es sind oft dieselben (Deck-)namen, die immer wieder auftauchen, haben die Beleidigten festgestellt. Vielen Pöblern ist womöglich gar nicht bewusst, dass sie sich strafbar machen. Sie sehen das Netz als resonanzlosen Freiraum, um Dampf abzulassen. Auch das muss sich ändern. Die großen Plattformbetreiber sind gefragt, den allzu  Wütenden die Rote Karte zu zeigen –  auch auf die Gefahr hin, dass die sich unter anderem Namen schnell wieder anmelden.

Letztlich geht es darum, wohlfeile Politikerschelte zu demaskieren und ihr zu widersprechen. Das gilt vor allem für das kommunalpolitische Ehrenamt. Ratspolitiker verdienen sachbezogene Kritik. Ihnen pauschal Geltungssucht oder Unfähigkeit zu attestieren, ist fahrlässig und schadet der Demokratie. Denn diese lebt von Menschen, die sich für sie engagieren und Verantwortung übernehmen, ohne dafür bezahlt zu werden. Alle Nörgler und Pöbler sind aufgefordert, selbst zu kandidieren und es besser zu machen. Bernd Bussang      

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