Kommentar Wohnungen kontra Klima

Leverkusen · Im neu formieren Stadtrat weht ein frischer Wind. Bildlich gesprochen zieht er durchs östliche Stadtgebiet mitten durch die Frischluftschneise in Mathildenhof – dort, wo per Ratsbeschluss auf einem städtischen Grundstück eine Vorzeige-Ökosiedlung geplant ist. Diese Planung will die SPD nun ins Wanken bringen und führt Klimaschutzgründe an.

Wie unter einem Brennglas offenbart sich ein Grundkonflikt, der zukunftsweisend für die Stadt sein kann. Will Leverkusen weiter wachsen – mit Wohnungen, Kitas, Büros oder Gewerbe – dann müsste die Stadt  auch grüne Randbereiche erschließen. Doch der Widerstand nicht nur von Naturschützern wächst. Gekämpft wird um jeden Baum. Inzwischen hat sich auch der Stadtrat selbst verpflichtet, Planungsvorhaben auf ihre Zulässigkeit mit Blick auf den Klimaschutz zu prüfen. Sowohl in der SPD wie auch bei den Grünen sind junge Kräfte nachgerückt, die offenbar neue bzw. verschärfte Prioritäten setzen. Wie jetzt in Steinbüchel wird es künftig immer wieder zur politischen Nagelprobe kommen: Bleiben Arbeitsplätze, Wirtschaftskraft und Infrastruktur einer Stadt wichtig sowie soziale Bedürfnisse der Bewohner, wie Wohnraum oder Kitaplätze? Oder haben Umweltaspekte Vorrang? Sind Arten- und Klimaschutz oberste Messlatte der Politik?

Eine dogmatische Festlegung in die eine oder andere Richtung wäre fatal. Vielmehr sollte es im Einzelfall pragmatische Lösungen geben. Oberbürgermeister Uwe Richrath (SPD) hat in seinen Wahlkämpfen jeweils 1000 Wohnungen und Kita-Plätze versprochen, typisch sozialdemokratische Anliegen. Wird es ein Nachfolger mit Tausenden Bäumen und Millionen Bienen versuchen?

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