Prozessauftakt "Falscher Polizist" in Köln vor Gericht

Köln · Angeklagter soll sich als falscher Polizeibeamter ausgegeben haben und so etwa 47.000 Euro erbeutet haben. Der Anrufer ist noch auf freiem Fuß.

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Ein Mann soll sich als Polizeibeamter "Herr Jacobi" ausgegeben haben und so etwa 47.000 Euro erbeutet haben. Am Montag startete in Köln der Prozess gegen den 24-Jährigen.

Der Mann soll einer Betrügerbande angehört haben, die arbeitsteilig Senioren am Telefon um ihr Erspartes gebracht haben sollen. Als "falsche Polizeibeamte" sollen sie mehr als 47.000 Euro erbeutet haben. Der Angeklagte aus Mönchengladbach, der zuletzt in Köln-Porz wohnte, muss sich nun vor dem Kölner Landgericht verantworten.

Er soll laut Anklage im Zeitraum von Mitte April bis Anfang August 2017 mehrere Opfer, unter anderem in Leverkusen, um erhebliche Geldsummen betrogen haben. Der Angeklagte, der die deutsche und türkische Staatsangehörigkeit besitzt, studiert laut eigener Aussage an einer Hochschule in Mönchengladbach. Er war nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft innerhalb der Bande vor allem für das Abholen der Geldbeträge und den Transfer der Summen in die Türkei zuständig.

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Foto: esser,paul

Seit Oktober sitzt er wegen Fluchtgefahr in Untersuchungshaft. Ihm werden in fünf Fällen Betrug und Erpressung vorgeworfen. Ein möglicher Komplize muss sich ebenfalls vor Gericht verantworten. Die Mittäter konnten bisher jedoch nicht identifiziert werden.

Die Masche der mutmaßlichen Betrüger lief meist ähnlich ab. Ein unbekannter Anrufer, der sich als Polizist ausgab, warnte die Opfer entweder vor einem bevorstehenden Einbruch oder gab an, dass in der Türkei eine Anzeige gegen sie vorliege. Um vermeintliches Unheil abzuwenden, sollten die Opfer mehrere tausend Euro zahlen. Die Opfer - allesamt Senioren — kamen aus Mechernich, Leverkusen, Brandenburg, Kiel und Berlin.

Im Fall des erfundenen Einbruchs, vor dem ein 84 und 83 Jahre altes Paar gewarnt wurde, kam kurze Zeit nach dem Anruf laut Anklage der 24-jährige Angeklagte vorbei, der sich in diesem Fall als "Herr Jacobi" von der Polizei vorstellte, und nahm Schmuck, Geld und weitere Wertgegenstände des Paares im Wert von etwa 35.000 Euro an sich.

Bei einem weiteren geschädigten Ehepaar aus Mechernich soll der Anrufer der Ehefrau vorgegaukelt haben, ihr Mann sei wegen Geldwäsche und Kinderpornografie in der Türkei angeklagt, ein Gerichtstermin könnte nur durch die Zahlung von 22.000 Euro abgewendet werden. So schreibt es die Staatsanwaltschaft in ihrer Anklageschrift.

"Der mögliche Anrufer ist uns bekannt, befindet sich jedoch außerhalb unserer Reichweite", teilte der Richter mit, es handele sich möglicherweise um den Schwager des Angeklagten. Insgesamt sollen die Betrüger so etwa 47.000 Euro erbeutet und einen Teil davon in die Türkei überwiesen haben. Ins Netz gegangen war der 24-Jährige den Ermittlern, da er auf dem Weg zu einer Geldabholung in Brandenburg mit einem gestohlenen Wagen verunglückte und er von mehreren Zeugen identifiziert werden konnte.

Der Angeklagte hat bereits zugegeben, Geld in die Türkei überwiesen zu haben, allerdings bestreitet er, gewusst zu haben, woher das Geld kam. Zwar versuchten die Trickbetrüger nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft noch öfters ihr Glück, viele Angerufene legten jedoch direkt auf oder weigerten sich, Geld zu zahlen.Die Verhandlung ist bis Anfang Juli angesetzt.

(Köln)
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