Pflegepersonal 310-Gramm-Kindern Nestwärme geben

Schlebusch · Das Klinikum sucht dringend ausgebildete Kinderkrankenschwestern für die Intensivstation. Die Kleinsten der Kleinen, die teils weniger als 500 Gramm wiegen, brauchen rund um die Uhr hochqualifizierte Versorgung.

 Kinderkrankenschwester auf der Intensivstation – für Celina Horstkotte, hier mit einer Puppe zur Demonstration, ist das ein Traumberuf.

Kinderkrankenschwester auf der Intensivstation – für Celina Horstkotte, hier mit einer Puppe zur Demonstration, ist das ein Traumberuf.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Man sollte bei der Versorgung möglichst immer eine Hand am Patienten haben, erklärt Celina Horstkotte, denn die brauchen vor allem viel Ruhe und Nähe. Ihre Patienten sind kaum größer als ihre Hand, denn die junge Frau arbeitet als Kinderkrankenschwester auf der Intensivstation im Perinatalzentrum des Klinikums.

310 Gramm wog das bisher kleinste Frühchen, das dort versorgt wurde, gerade so viel wie drei Tafeln Schokolade. Als übergeordnetes Perinatalzentrum Level 1, das ist die höchste Versorgungsstufe, betreut das Klinikum auch umliegende Geburtskliniken mit. Für Schwester Celina ist es ein Traumberuf. Und doch ist der Pflegenotstand gerade in diesem Bereich besonders hoch – in ganz Deutschland. „Auch wir suchen dringend gute Leute“, sagt Dr. Joachim Eichhorn, Direktor der Kinderklinik am Klinikum. „Wir nehmen fertig ausgebildete Kinderkrankenschwestern“, ergänzt Pflegedienstleiterin Heike Lorenz. Außerdem starte am 1. September ein neuer Kurs mit Auszubildenden mit acht Personen. Und weil das Perinatalzentrum den größten Personal-Bedarf im Klinikum hat, bietet man neuerdings Absolventen der Erwachsenenpflege eine zusätzliche einjährige Ausbildung in Kinderkrankenpflege an, so dass die Betreffenden mit zwei Qualifikationen abschließen.

Als Schwester Celina vor fünf Jahren ihre Ausbildung in Solingen beendet hatte, bewarb sie sich in Leverkusen, weil das Klinikum in Fachkreisen einen guten Ruf genießt. Nach einem Tag Probearbeiten war sie begeistert von den Arbeitsbedingungen. Einmal von der modernen und guten Ausstattung, die eine optimale Pflege von Frühchen und kranken Neugeborenen ermöglicht. Und von der Tatsache, dass hier Ärzte und Pflegepersonal sehr gut im Team zusammenarbeiten, alle nach denselben vereinbarten Standards. Psychisch müsse man den Dienst natürlich verkraften können, denn nicht immer geht es mit den winzigen Patienten nur aufwärts. Es kommen auch Tiefschläge und Notfallsituationen, in denen eine klare Absprache und Aufgabenverteilung entscheidend ist. Dann ist oberstes Gebot: Ruhe bewahren, bloß keine Hektik. Denn die Frühchen sind so empfindlich wie ein rohes Ei, sie reagieren gestresst auf Licht und Geräusche, weswegen die Räume mit Wärmebettchen abgedunkelt sind und Lärm-Ampeln auf Rot schalten, wenn der Geräuschpegel steigt.

Im Gegensatz zu früher wurde das Pflegepersonal entlastet. Eine Sekretärin erledigt alle schriftlichen Aufgaben, und es wurden vier Stationshilfen eingestellt, die den Pflegern Reinigungs- und Wartungsarbeiten oder Bestellungen abnehmen. Die gewonnene Zeit komme ihrem Patienten, bei Frühchen gilt in der Regel eine eins zu eins Betreuung, zugute. Und den Eltern, die ihre Zuwendung und Ermutigung brauchen und die sie möglichst an der Pflege der Winzlinge beteiligt oder wickeln lässt. Danach sollen sie „kuscheln“ so viel und so lange wie möglich mit der Eltern-Hand im Inkubator.

Mit der Psychischen Belastung lerne man umzugehen, versichert Schwester Celina. Nach Notfall-Situationen werde alles im Team aufgearbeitet. Einmal, um aus neuen Situationen zu lernen, andererseits, um das Pflegepersonal mental nicht zu überfordern. Im Haus könne sich jeder arbeitspsychologische Unterstützung holen, bei Bedarf auch anonym.

Schwester Celina sagt klar: „Wer hier reingeschnuppert hat, der ist begeistert. Ich möchte auch nichts anderes mehr machen.“ Trotz Wechseldienst in drei Schichten, auch nachts. Die Zeit liebt sie sogar besonders, weil es ruhig ist und sie sich ausdauernder ihrem kleinen Patienten widmen kann.

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