Leverkusen Klinik-Keim: "Isolierte" hoffen aufs Labor

Leverkusen · Auf Entwarnung hoffen die isolierten Patienten im Klinikum Leverkusen heute durch die ersten Laborergebnisse. Der Keim kann aber auch die nächsten Tage und Wochen noch wirksam bleiben. Die Schutzmaßnahmen bleiben bestehen.

 Im Synlab-Labor werden die Keim-Proben aus dem Klinikum in solchen Schalen jetzt regelmäßig untersucht. Die isolierten Patienten hoffen heute auf die ersten Ergebnisse.

Im Synlab-Labor werden die Keim-Proben aus dem Klinikum in solchen Schalen jetzt regelmäßig untersucht. Die isolierten Patienten hoffen heute auf die ersten Ergebnisse.

Foto: Uwe Miserius

Heute im Laufe des Tages wird im Klinikum Leverkusen mit den ersten hochbrisanten Laborergebnissen zum Keimbefall mit dem multiresistenten Erreger Acinetobacter baumannii gerechnet, teilte Prof. Peter Schwimmbeck auf Nachfrage mit. Der 70-jährige Patient, der den Keim aus einem osteuropäischen Krankenhaus eingeschleppt hatte, könne mittlerweile von der künstlichen Beatmung entwöhnt werden. Aus dem benachbarten Synlab erhofft sich die Klinikleitung heute das positive Ergebnis keiner weiteren Ansteckungen, die aber weiterhin möglich seien, denn dieser hartnäckige Keim könne sich über Wochen sowohl in einer trockenen, als auch in einer feuchten Umgebung halten, warnt Schwimmbeck.

Die insgesamt 18 isolierten Patienten sollen nach und nach aus der Quarantäne entlassen werden, wenn bei ihnen das Labor keine Keime nachweist und die unmittelbare Ansteckungszeit von etwa einer Woche verstrichen sein wird.

Behandelt wird der mit Acinetobacter baumannii infizierte Patient mit einem älteren Antibiotikum namens Colistin, wie Prof. Stefan Reuter informiert. Dieses Antibiotikum sei längere Zeit wegen seiner erheblichen Nebenwirkungen nicht mehr genutzt worden: Und deshalb wirke es jetzt gegen diesen Keim, der gegen alle anderen Antibiotika und Penizilline resistent sei. Allerdings sei das Colistin kein Mittel, das zur Prävention oder gar zur Selbstmedikation geeignet sei, hebt Schwimmbeck hervor.

Es dürfe nur bei engmaschiger Kontrolle intravenös verabreicht werden, und es sei sehr teuer. Und um Nebenwirkungen wie zum Beispiel Nierenleiden zu vermeiden, müsse man jetzt täglich das Blut des Patienten in einem Labor in Magdeburg oder Karlsruhe untersuchen, welchen Wirkungsrad (Spiegel) das Colistin bei dem Infizierten entwickele. Der Infektiologie Stefan Reuter weiß aber auch, dass es schon eine Reihe von Ländern gibt, in denen auch Colistin nicht mehr gegen den Acinobacter wirkt. Deshalb sei es auch so wichtig, dass sich in der Antibiotika-Forschung wieder etwas bewege. Er rechne aber erst ab 2018 mit den ersten Zulassungen. Seines Wissens nach forsche auch Bayer an einem Antibiotikum, das den Acinobacter baumanni mitbekämpfen solle, berichtet Reuter. Auf Nachfrage der RP bestätigte Bayer-Vita-Sprecher Helmut Schäfers, dass sich beim Bayer-Konzern derzeit vier neue Medikamente in der letzten Phase der klinischen Überprüfung (Phase III) befinden. Darunter sei auch das seit 2011 gemeinsam mit dem Unternehmen Cubist Pharmaceuticals entwickelte Antibiotikum Tedizolid, das unter anderem zur Behandlung von MRSA (Methicillin-resistente Staphylococcus aureus) angewendet werden könne. Diese als MRSA geführte Erreger werden landläufig auch als Krankenhauskeime bezeichnet.

Der Acinetobacter baumannii gehört zu den MRGN-Erregern, eine Keimmutation, die weltweit auf dem Vormarsch ist. Dieser Erreger wird seit einigen Jahren vorwiegend aus Asien und Osteuropa nach Deutschland eingeschleppt. Der letzte Fall war 2011, als ihn ein Patient aus Thailand mit nach Leverkusen ins Klinikum brachte.

(RP)
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