Leverkusen Klavierschüler probieren sich an Cembalo und Spinett aus

Leverkusen · Eine Corelli-Sonate lässt sich selbstverständlich auf einer modernen Geige und Klavier spielen. Aber welche Verwandlung erfährt sie, wenn sie auf einer Barockgeige in alter Stimmung erklingt, begleitet von einer harmonisierten Basslinie auf dem Cembalo, so wie es zur Entstehungszeit üblich war? 30 Teilnehmer eines Cembalo-Workshops erlebten das am Samstag mit Lehrern in der Musikschule, hörend und vor allem selbst aktiv. Eingeladen waren Klavierschüler, die sich einmal auf einem alten Tasteninstrument versuchen und mehr über die historische Aufführungsart von alter Musik erfahren wollten.

Die siebenjährige Fiona war jüngste Teilnehmerin, der älteste 20 Jahre alt. Eine breite Spanne, trotzdem konnte jeder etwas mitnehmen und vor allem selbst ausprobieren. Einige haben Feuer gefangen und möchten am liebsten mehrere Monate Cembalo-Unterricht im Fach Klavier einschieben. So wie Johanna, die zwölfjährige Tochter von Musiklehrer Martin Ehrhardt, der die Idee zu diesem Workshop hatte und selbst mit einer Schülerin zusammen Geige dazu spielte.

Erste kammermusikalische Ensemble-Erfahrungen sollte man so früh wie möglich sammeln, das ist ungeschriebenes Gesetz in der Musikschule. Gerade Klavierschüler sind zumeist Einzelkämpfer, doch eine Erweiterung des Instrumentariums bietet viel mehr Einsatzmöglichkeiten.

Das beste Beispiel ist Workshopleiterin Ada Tanier, die sich selbst "Tastenspielerin" nennt und von Klavier ans Cembalo oder die Orgel wechselt, je nach Musikstil und Stück mit Kammermusik-Partnern oder im Orchester. Am Samstag hatte sie ihr eigenes Spinett dabei, die kleine Variante des Barock-Cembalos, von dem die Musikschule Leverkusen ein recht gutes Exemplar besitzt, das aber ein Schattendasein fristet. Bis jetzt. Denn seit Samstag ist das Interesse bei einigen geweckt. Sie werde überlegen, in welcher Form Klavierschüler befristet ans Cembalo wechseln können, um entsprechende Literatur darauf zu spielen, erzählt Fachleiterin Katarina Schutzius. Sie hatte Bedenken, dass Schüler dabei Probleme haben, weil sich Mechanik und Anschlagstechnik unterscheiden. Am Samstag hat sie beobachtet, dass diese Sorge unbegründet ist. "Es war eine schöne Erfahrung, zu sehen, wie sie ganz selbstverständlich switchen."

Durch Ehrhardts Vermittlung kam bereits die Barock-Akademie zustande, in der sein Bruder Werner Ehrhardt mit Musikern seines Ensembles "l'arte del mondo" historische Techniken zur Aufführung Alter Musik vermittelte und trainierte. In allen Instrumentengruppen spielten dort Schüler neben Profis. Nur für das Cembalo gab es niemanden, eine Lücke im Angebots-Katalog, die beteiligte Lehrer gerne schließen würde.

(mkl)
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