Leverkusen Klaus Hubers letzter Applaus

Leverkusen · Am Neujahrstag ist Klaus D. Huber von Ars Vitalis nach kurzer schwerer Krankheit verstorben. Gestern nahmen Familie, sowie viele Freunde, Kollegen und Weggefährten Abschied auf dem Kölner Nordfriedhof.

Das war vermutlich eine Premiere in der Trauerhalle auf dem Kölner Nordfriedhof: schallender und lang anhaltender Applaus, bevor der Sarg des Verstorbenen von Freunden hinausgetragen wurde. Der Beifall galt Klaus D. Huber von Ars Vitalis und es war sein letzter auf dieser Erde, danach wurde er von Familie und Freunden, von vielen Weggefährten zum Grab begleitet — in aller Stille. Am Neujahrstag ist Klaus Huber verstorben. Ars Vitalis gibt es seitdem nicht mehr.

"Der Klaus ist tot"

"Der Klaus ist tot", begann Kabarettist Wilfried Schmickler seine Rede während der Trauerfeier. Darin erinnerte er daran, wie Huber vor fast 40 Jahren plötzlich in Leverkusen aufgetaucht und sofort in die Szene integriert war. Bei einem relativ langweiligen Freejazz-Konzert im Agam-Saal habe sich der Verstorbene an das Schlagzeug geschlichen und darauf mit allen greifbaren Gegenständen Klänge erzeugt, um dann die Wände des Saales abzuklopfen. Er wendete ein Konzert zur Performance, brachte Leben in die Freejazz-Bude.

"Seelensaitenzupfer" und "Universalgenie" nannte Schmickler den langjährigen Freund und Kollegen, der zugleich Musiker und Poet, Schauspieler, bildender Künstler, Performer, "Dichter auf der Suche nach Worten für das Ungesagte" und Regisseur seiner Gefühle war. Und mitunter mussten die vielen Trauergäste, von denen nur ein Teil in der Halle Platz hatte, trotz des traurigen Anlasses lachen, wenn Schmickler so bildhaft Szenen beschrieb wie das Überkleben wild plakatierter Wände mit Papier, das als graue Betonfassade bedruckt war. Am glücklichsten habe er Huber erlebt, als dieser vor rund 20 Jahren mit Schampusflasche auftauchte und strahlend erklärte: Ich werde Vater. Als Schmickler zum Abschluss die Worte vom Anfang wiederholte und zu einem letzten heftigen Huber-Applaus aufforderte, da wackelte die Stimme des wortgewaltigen Kabarettisten, der mit den Tränen zu kämpfen hatte.

Die Kollegen von Ars Vitalis, Peter Wilmans und Buddy Sacher, machten ein letztes Mal Musik für ihren dritten Mann und treibende Kraft im Ensemble. Meret Becker ließ dazu eine singende Säge erklingen. Ein leiser und trauriger Gruß, der aber so trostlos nicht stehen bleiben konnte. Nach einzelnen vorsichtigen Hopsern gab es eine positive Wendung, wie man es von der Klezmer-Musik kennt. Klaus Huber macht jetzt vielleicht woanders seine intelligenten Späße, dann hat dort Loriot auch mal frei.

(mkl)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort