Leverkusen Kinopolis schafft Freikarten für Behinderten-Betreuer ab

Leverkusen · Seit Anfang des Jahres gibt das Kinopolis an Betreuer von behinderten Kinogästen keine Freikarten mehr aus. Sie müssen den Eintritt bezahlen wie andere Besucher auch. Das hat für Empörung gesorgt, teils für recht niveaufreie. "Da wurde uns schon die Pest an den Hals gewünscht", berichtet Claudia Hebbel von der Kinopolis-Geschäftsführung und erläutert, wie es zu der Entscheidung kam.

Im Dezember, als der letzte Teil der Hobbit-Trilogie in die deutschen Lichtspielhäuser kam, habe es extrem viele Reservierungswünsche für Karten gegeben, die dann oft nicht komplett an den Kassen abgeholt wurden. Die Tickets mussten wieder weiterverkauft werden. "Alles in allem ein riesiger Arbeitsaufwand für uns", sagt Hebbel. Das Kinopolis entschloss sich, keine Hobbit-Reservierungen mehr anzunehmen - auch nicht von Behinderten-Betreuern. Die Folge: "Wir mussten uns dafür, dass wir auch für diese Freikarten keine Reservierung akzeptiert haben, noch von Betreuern stark beschimpfen lassen", ergänzt Claudia Hebbel.

Und berichtet davon, dass in der Vergangenheit - 15 Jahre lang hat das Kinopolis die Freikarten, ursprünglich wegen Rollstuhlfahrer eingeführt, ausgegeben - öfter auch Schindluder getrieben wurde. "Manchmal kamen drei Leute mit einem Behinderten und behaupteten, sie seien alle die Betreuer, weil sie so an Freikarten kommen konnten. Oft saßen sie aber nicht neben dem zu Betreuenden, sondern woanders im Saal."

Hinzu kämen die Kosten: Von jeder Kinokarte gehe eine Summe an den jeweiligen Filmverleih - "und diese Summe müssen wir immer zahlen, auch wenn wir Freikarten ausgeben." Bei bis zu 2000 Freikarten für Betreuer pro Jahr käme da eine ordentliche Summe zusammen. "Alles in allem ist die Entscheidung eine unternehmerische", fasst die Geschäftsführerin zusammen.

Claudia Hebbel betont: Wir versuchen, für viele Bevölkerungsgruppen etwas anzubieten: Seniorenkino, Aidstag-Angebot für Schulen, Aktionen mit der Stadtbücherei, Schulkinowochen. Da gab es auch gesonderte Vorführungen für eine Behindertenklasse." Dass es Beschwerden wegen der Freikarten gebe, können sie bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen. "Das war ein Geschenk von uns", sagt sie. "Und es gibt auch Leute, die sich dafür bedankt haben, dass wir das 15 Jahre lang gemacht haben."

(LH)
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