Eckhard Meszelinsky "Keith Jarrett bleibt mein großer Traum"

Leverkusen · Es wird ein Rückzug auf Raten: In drei Jahren möchte sich Eckhard Meszelinsky aus dem operativen Geschäft der Leverkusener Jazztage zurückziehen, seinem Nachfolger Fabian Stiens möchte er bis 2019 allerdings beratend zur Seite stehen. In seinem mit Plakaten zugepflasterten Büro über dem Opladener Scala Club verrät der erfolgreiche Organisator, warum die Jazztage für Leverkusen so wichtig sind und was sie ihm bedeuten.

 Eckhard Meszelinsky ist auch mit 60 Jahren noch der absolute Macher der Leverkusener Jazztage. Seinen Nachfolger Fabian Stiens arbeitet er bis 2019 noch ein.

Eckhard Meszelinsky ist auch mit 60 Jahren noch der absolute Macher der Leverkusener Jazztage. Seinen Nachfolger Fabian Stiens arbeitet er bis 2019 noch ein.

Foto: Uwe Miserius

Herr Meszelinsky, wissen Sie noch, welche Schallplatte Sie als erste gekauft haben?

Meszelinsky (lacht) Sowas vergisst man nicht. Das war "Revolver" von den Beatles — die Platte besitze ich immer noch.

Mit Jazz hat das aber noch nicht viel zu tun...

Meszelinsky Nein, das kam bei mir erst viel später, mit Mitte 20, als ich selber Musik gemacht habe. Heroen wie Jimi Hendrix haben auch musikalisch Spuren bei mir hinterlassen.

Würden Sie zustimmen, dass heute "Ihr" Festival, die Leverkusener Jazztage, eine Marke ist, die weltweit Spuren hinterlässt?

Meszelinsky Ohne unbescheiden klingen zu wollen: eindeutig ja. Selbst auf den Fidschi-Inseln kennt man unser Festival, von Europa und den USA ganz zu schweigen. Wir haben Manager großer Dax-Konzerne, die mit dem Privatjet einfliegen, nur um eines unserer Konzerte zu sehen. Und viele Stars bearbeiten inzwischen ihre Agenten, damit die einen Auftritt bei uns möglich machen.

Was spricht denn generell dagegen?

Meszelinsky Die Gagen natürlich. Wenn wir ganz normal auf dem Musikmarkt mitbieten müssten, könnten wir das Festival vergessen. Aber eben weil wir diesen guten Ruf haben und Stars gerne zu uns kommen wollen, schaffen wir es immer wieder — natürlich auch mit Hilfe unserer Sponsoren — große Namen zu präsentieren.

Wie Jamie Cullum im vergangenen Jahr?

Meszelinsky Zum Beispiel. Der war natürlich ein echtes Highlight. Und auch wenn einige sagen, der bediene eher Mainstream als Jazz: Ein derart guter Pianist und Sänger, vor allem aber exzellenter Performer wie Jamie Cullum tut so einem Festival immer gut. Und dann ist er auch noch ein total netter Typ.

Im Gegensatz zu manchen männlichen und weiblichen Diven, wie man hört. Ich sage nur Randy Crawford.

Meszelinsky Ach, die ist eigentlich auch total nett, manchmal eben etwas schwierig. Im vergangenen Jahr hatten wir das Problem, dass ihr Tourmanager offenbar vergessen hatte, sie zu informieren, dass mit Holly Cole im Vorprogramm noch eine weitere Jazz-Lady auftreten würde. Da keiner wusste, wie sie reagieren würde, haben wir die Reihenfolge kurzerhand umgedreht. Holly war einverstanden — und ist aufgetreten, als Frau Crawford nach einem wunderschönen Auftritt auf dem Weg ins Hotel war. Sie hat von all dem nichts mitbekommen.

Ist man bei so einem Festival hinter den Kulissen also auch immer Krisenmanager?

Meszelinsky Das stimmt bis zu einem gewissen Grad. Aber gerade unser Festival zeichnet sich dadurch aus, dass seit vielen Jahren immer dieselbe eingespielte Truppe zusammenarbeitet — von der Soundtechnik bis hin zum Bühnenmanagement. Auch deshalb kommen viele Künstler gerne wieder.

Und was ist mit den zickigen Stars?

Meszelinsky (lacht) Die sind meist auch nur Menschen. Natürlich weiß man, wenn man einen Star wie Van Morrison bucht, dass der im Umgang, sagen wir mal, etwas anspruchsvoller ist als andere. Aber zumeist sitzen wir mit den Künstlern nach den Auftritten noch etwas länger im Forum-Restaurant zusammen. Da sind sie eigentlich alle ganz normal. Wir haben ja auch schon Leute wieder zusammengebracht, zwischen denen jahrelang Funkstille herrschte.

Wen denn?

Meszelinsky Ich denke an Al di Meola und Paco de Lucia. Bei uns sind sie wieder zusammen aufgetreten — darauf bin ich stolz.

Fußballstar Raul von Schalke stand vor der Tür und kam nicht rein.

Meszelinsky (lacht) Es hat tatsächlich ein bisschen gedauert, bis der Security klar wurde, wen sie vor sich hatte. Aber er hat brav gewartet — ein unheimlich netter Kerl, seine Frau übrigens auch.

Sie brennen immer noch für die Jazztage, gleichwohl planen Sie Ihren Abschied auf Raten . . .

Meszelinsky 2019 bin ich 65 Jahre alt, dann sollte es genug sein. Ich will aber meinem Nachfolger Fabian Stiens, der übrigens schon heute einen super Job macht, noch einige Jahre ab 2016 die Hilfe als Berater geben, die ich in meiner Anfangszeit durch Profis hatte, die mit mir in den Vorstand des Jazztage-Verein gekommen sind. Das hat mir sehr geholfen. Und diese Erfahrung möchte ich gerne auch weitergeben.

Welchen Star würden Sie in den verbleibenden fünf Jahren denn gerne noch holen?

Meszelinsky Mein Traum ist und bleibt Keith Jarrett. Aber wenn wir gerade von unerfüllbaren Gagen und schwierigen Menschen gesprochen haben: Auf ihn trifft beides zu. Ein Bekannter hat ihm sogar einmal angeboten, ihn mit dem Privatjet einzufliegen und am selben Abend zurück in ein Hotel am Mittelmeer zu bringen. Aber: keine Chance. Dieser Traum wird wohl unerfüllt bleiben.

(RP)
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