Leverkusen Kartenfälscher im Hotel gefasst

Leverkusen · Manipulierte Geldautomaten sind der Schrecken der Kunden: Profis montieren täuschend echte Ziffertafeln und Lesegeräte an den Bankgeräten: Seit gestern stehen drei mutmaßliche Täter in Köln vor Gericht.

LEVERKUSEN/KÖLN Insgesamt 14 Mal sollen sie es versucht haben, acht Mal davon erfolgreich. Unterm Strich habe die Bande innerhalb von 14 Monaten eine Beute von mehr als 500 000 Euro erzielt. Dies wirft die Staatsanwaltschaft drei jungen Männern (29, 25, 23 Jahre) aus Rumänien vor, die seit gestern vor dem Kölner Landgericht sitzen. Angeklagt ist das Trio unter anderem wegen Fälschung von Zahlungskarten, neudeutsch lautet der Vorwurf: Skimming. Dahinter verbirgt sich das Ausspähen von Kontodaten und Geheimnummer von Bankkunden.

Zugriff in Wiesdorfer Hotel

Vorgenommen haben sich die Männer zwischen April 2008 und Juni 2009 Geldinstitute (Deutsche und Dresdener Banken) laut den Vorwürfen in ganz Deutschland, etwa in Bonn, Köln und Troisdorf. In Leverkusen war zwar keine Bank betroffen, allerdings sollen sich die Angeklagten im Juli 2008 in einem Wiesdorfer Hotel einquartiert haben. Nach Observationen sei es hier zu einem Zugriff der Polizei gekommen. Dabei seien ein tragbarer Computer mit Skimming-Software sowie ein Karten-Lesegerät sichergestellt worden. Zudem gab es daraufhin eine Festnahme.

Kundendaten unbemerkt kopiert

Allerdings soll die Bande, die sehr gut organisiert gewesen sein und aus mehr als zehn Mitgliedern bestanden haben soll, noch lange ihr Unwesen von Rumänien und einer angemieteten Wohnung in Leipzig aus getrieben haben. Zum Teil nahm sie sich ein und dieselbe Bank mehrfach vor. Entweder am Kartenschacht am Eingang oder direkt am Bankautomaten sollen die Täter unauffällig Lesegeräte angebracht haben. Diese kopierten unbemerkt die Daten auf den Magnetstreifen von eingeführten Karten der unbedarften Kunden.

Um an die zugehörige Geheimzahl der Kunden zu kommen, sei über der Ziffern-Eingabefläche jeweils eine Leiste mit einer Mini-Kamera installiert worden. Auf diese Weise sei die Bande allein in einer Bank in Bonn innerhalb von zwei Tagen an die Daten von 56 Kunden gekommen, deren Konten mit Hilfe von angefertigten Karten-Dubletten an ausländischen Automaten (hier werden weniger Sicherheitsmerkmale von Bankkarten abgefragt als in Deutschland) um mehr als 78 000 Euro erleichtert worden seien. Allein das Vortragen der Anklageschrift nahm gestern bereits viele Stunden in Anspruch, weil sämtliche Kontodaten aller Einzelabhebungen vorgelesen werden mussten.

Es wurden 18 Verhandlungstage angesetzt. Ein Urteil könnte Mitte Mai gesprochen werden.

(RP)
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