Leverkusen Strick-Streit um Schal des Prinzen

Ein Vierteljahrhundert hat Anneliese Ebner vom Frauenchor Bayer Leverkusen die Tollitäten in der Chemiestadt mit wärmenden Schals versorgt. Jetzt soll sie auf Geheiß von FLK-Präses Uwe Krause das Stricken einstellen. Begründung: Die Übergabe des Schals bei einer Veranstaltung dauere zu lange.

Prinzenproklamation in Leverkusen: Udo I. setzt Rotstift an
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Eigentlich soll man Vergangenem nicht nachtrauern, sagt ein Sprichwort, denn das heißt Gegenwärtiges versäumen. Anneliese Ebner, Ehrenvorsitzende des Frauenchores Bayer Leverkusen, tut es dennoch.

Sie findet, es sei eine "schöne Tradition" gewesen, als die Leverkusener Narrenfürsten 25 Jahre lang von ihr mit langen, selbst gestrickten Schals versorgt wurden. Diese waren mollig warm und wurden von den Tollitäten besonders gerne bei den Karnevalsumzügen um den Hals geschlungen, wenn es auf dem Prinzenwagen kalt und zugig war.

Prinz Udo I. hätte auch gerne einen solchen Schal, sagt er, "wenn ich einen bekommen kann". Das dürfte schwierig werden. Denn wenn das Halstuch bis Rosenmontag fertig sein soll, müsste Anneliese Ebner spätestens jetzt mit der Arbeit beginnen. Aber noch hat sie keine Wolle besorgt. Warum nicht? "Weil Uwe Krause das nicht mehr möchte", sagt die 81-jährige Rheindorferin.

Veranstaltung gestrichen

Der Präsident des Festausschuss Leverkusener Karneval (FLK) habe ihr vor einigen Jahren gesagt, sie solle das Stricken einstellen, denn während der Prinzenauftritte gebe es nicht genügend Zeit für die Übergabe. Als der Frauenchor noch seine eigenen Karnevalssitzungen hatte, sei das kein Problem gewesen, erinnert sich Anneliese Ebner.

Da habe sie die in Vereinsfarben gehaltenen Schals samt aufgesticktem Namenszug und Jahreszahl problemlos überreichen können. Als die Veranstaltung ersatzlos gestrichen wurde, war Anneliese Ebner auf die Mithilfe des Bayer-Männerchores angewiesen. Auch das wäre, abgesehen von der Tatsache, dass die Männer nur alle zwei Jahre im Karneval auftreten, eigentlich in Ordnung. Trotzdem habe Krause es abgelehnt. "Das stimmt nicht", entgegnet der Beschuldigte. Frau Ebner habe ihm signalisiert, sie habe keine Zeit zum Stricken. "Es war immer eine schöne Aktion", verdeutlicht Krause, "ich habe nichts dagegen."

Nur eine Ausrede?

Dennoch sehe er keine Möglichkeit. Karnevalsgesellschaften würden einem Prinzen für dessen Auftritt maximal 20 Minuten zugestehen. Krause: "Wir können nicht alles durcheinander bringen, damit Frau Ebner den Schal übergeben kann." Deshalb schlägt er vor, der Prinz solle den Schal bei ihr zu Hause abholen. Das gehe nicht, lehnt Ebner ab, außerdem könne sie ihn dann ja gleich mit der Post schicken. Sie vermutet, dass Krause die Zeit nur als Ausrede benutze, "damit er selber noch singen kann".

Eine Lösung des Problems scheint vorerst nicht in Sicht. Prinz Udo I. ist der Meinung: "Es wäre wirklich traurig, wenn diese Tradition endgültig einschlafen würde. Über ein solches Geschenk freut sich jeder Prinz." Es müssten doch bei einer Gesellschaft zwei Minuten zu finden sein, damit Anneliese Ebner den Schal überreichen könne. "Vielleicht sogar bei der Feier zum 77-jährigen Bestehen von Grün-Weiß Schlebusch, meiner eigenen Gesellschaft?"

(RP)
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