Leverkusen Rote Funken besuchen China

Dr. Jürgen Zumbé ist Urologe, Karnevalist, Mitglied der Kölner Roten Funken und pazifistischer Lustoptimierer. Was sich vor allem hinter Letzterem verbirgt und warum der Chef der urologischen Klinik am Klinikum in China Flagge zeigte, erzählt er im Interview.

Herr Zumbé, können die Chinesen nach Ihrem Besuch jetzt Karneval?

Zumbé Ja. Sie haben auf jeden Fall das Karnevalsvirus erhalten.

Was hat Sie nach China geführt?

Zumbé Der ehemalige Oberbürgermeister Kölns, Fritz Schramma, und die Roten Funken hatten diese Idee schon vor zwei Jahren. Jetzt gab es in Shanghai die Weltausstellung inklusive einer NRW-Woche. Die Kölner Oper hat in Shanghai zweimal den kompletten "Ring der Nibelungen" und in Peking "Don Giovanni" aufgeführt. So ist aus Köln eine ganze Delegation nach China gereist: 120 Rote Funken, De Höhner mit Technikern, die Kölner Oper, eine Delegation um Oberbürgermeister Jürgen Roters und auch Fritz Schramma.

Das klingt nicht nach Erholung.

Zumbé Wir hatten unsere festen Termine — auf der Expo sind wir den ganzen Tag in Uniform herumgelaufen, wir hatten zwei Auftritte mit den Höhnern. Wir durften sogar im Nationaltheater in Peking auf die Bühne, das ist im Grunde sonst unmöglich. Es gab Besuchs- und offizielle Termine, ein Gala-Dinner auf der Chinesischen Mauer, eine Stippvisite in der Gaststätte "Landgraf", und außerdem dienten wir Roten Funken auch als Fotomotiv.

Gaststätte Landgraf?

Zumbé Ja. Dort wird sogar Kölsch ausgeschänkt.

Dann war's ja praktisch wie daheim im Rheinland.

Zumbé Man kann nicht alles, was den rheinischen Frohsinn ausmacht, ins Ausland transportieren. Aber ich denke, wir haben eine wunderbare Duftmarke gesetzt. Wir waren sogar in den chinesischen Medien. Natürlich haben wir einige unserer Kulturwerte mit nach China gebracht. Aber es ging bei dieser Reise auch darum, uns selbst für das Reich der Mitte und seine Kultur zu sensibilisieren.

Wie haben Sie persönlich China erlebt?

Zumbé Als ein Land im Aufbruch. Junge Leute vermitteln Goldgräberstimmung. Wir haben in den 13 Tagen nicht nur die Oberfläche der Schokoladenseite gesehen, sondern auch die Kehrseite. Es gab Begegnungen, Gespräche, interessante Menschen. Im nachhinein ist alles ein bisschen unwirklich. Ich habe die Tage in China fast wie in Trance erlebt. Schon vor und vor allem jetzt nach der Reise beschäftige ich mich viel mit dem Land und seiner Geschichte. Wussten Sie, dass Tischtennisspieler Timo Boll dort als Weltstar in den Schaufenstern hängt und verehrt wird? Ich wusste es vor der Reise nicht.

Wussten die Chinesen etwas mit "Alaaf" anzufangen?

Zumbé Jetzt schon. Wir haben mit ihnen geschunkelt und Alaaf gerufen. Auf der chinesischen Mauer habe ich, der ich bei den Roten Funken nur einfacher Stadtsoldat bin, sogar die Flagge tragen dürfen. Ich musste als Fähnrich einspringen. Fähnrich, das klingt so nach Militär. Aber eigentlich sind wir Funken doch alle pazifistische Lustoptimierer. Die Chinesen waren freundlich, neugierig, aber bisweilen auch ein wenig distanziert. Wir haben ihnen Köln und die gesamte Region mit dem nötigen Respekt ihnen gegenüber nahe gebracht.

RP-Redakteurin Ludmilla Hauser führte das Gespräch mit Dr. Jürgen Zumbé vom Klinikum Leverkusen.

(RP)
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