Gelber Umhang, gelber Hut, eine ungesunde gelbliche Hautfarbe — sieht so der karnevalistische Nachwuchs Opladens aus? Sieht er. Also so wie die 100-köpfige Abordnung der Grundschule Herzogstraße. Oder wie die ähnlich große Gruppe der Kita Hans-Schlehahn-Straße, die sich als Chinakohl der Güteklasse A in den Rosenmontagszug einreihte. Oder wie die auch in dreistelliger Anzahl angetretenen Theodor-Heuss-Realschüler, bei denen zuletzt offenbar Samba auf dem Stundenplan stand. "Das ist der Nachwuchs für unser Brauchtum", sagte Zugleiter Manfred Luxem angesichts der zahlreich angetretenen Kinder und Jugendlichen.

Sie und fast alle anderen der mehr als 2000 Teilnehmer erteilten mit einem Augenzwinkern Lektionen auf Chinesisch. Für einen Nachmittag war Opladen die Hauptstadt der Volksrepublik. Fast alle Festwagen waren exklusiv für den Zug angefertigt. Nur drei Gefährte waren laut Luxem auch in anderen Umzügen unterwegs.

Mit viel Liebe zum Detail hatten etwa die "Jecken us d'r Altstadt" ihren von Hand gezogenen Wagen gestaltet. Unter dem Motto "Chinakappes du wirst es checken — du bist umringt von bunten Jecken" hatten sie die Opladener Stadthalle zum Teil der Chinesischen Mauer umfunktioniert. Die Alt- als auch die Neustadtfunken setzten auf rauchende Drachen. Bei den Neustadtfunken biss er herzhaft in die Stadthalle hinein, während die Altstadtfunken das ehemalige Feier-Domizil an der Fürstenbergstraße zum Tempel mit Lampions umgestaltet hatten. Derweil widmete die Gruppe "Heinrich der 12." die NBO (Neue Bahnstadt Opladen) zur NCT (New China Town) um. Zu Pragmatismus riefen die Quettinger Bürgerschützen in Bezug auf die Stadthallen-Querelen auf: "Driess drop: Jommer in en andere Kaschämm".

Nur wenige Teilnehmer suchten sich ein Spielfeld abseits des großen Mottos. Etwa die "Familie Neustadt", die Leverkusen immerhin für ein paar Stunden ein (rollendes) Hard-Rock-Café bescherte. Oder die Mitglieder von Opladen Plus, die sich Kritik an Oberbürgermeister Reinhard Buchhorn und den Mehrheiten im Stadtrat herausgepickt hatten: "Der OBer-Gockel und seine Jamaika-Hühner legen uns die faulsten Eier ins Nest" lautete die Botschaft von Oliver Faber und Co. "Ein ganz bisschen China ist bei uns aber auch drin", merkte Faber mit Verweis auf die Stoff-Hühner an, die er und seine Mitstreiter als Kopfbedeckung nutzten. Zwar trug die Gruppe zudem T-Shirts mit gelben Ortsschildern samt Aufschrift "Opladen statt Leverkusen". "So weit, dass wir die Selbstständigkeit Opladens ausrufen wollen, sind wir aber noch nicht", ergänzte Faber.

Ein klein wenig über den jecken Dingen schwebte der Prinz auf seinem Turm. "Für Spaß und Freude sorgen und das Wurfmaterial raushauen" — so lautete die Marschroute von Heinz VII., bevor er sich mit seinem Wagen an der Kölner Straße am Ende des Zuges einfädelte und sich mit (unter anderem) 120 Kilogramm Schokoriegeln und mehr als 2000 Pralinenschachteln am einzigen Niederschlag des Nachmittags beteiligte: dem Kamelle-Regen.

Dass der Startschuss des Zuges auch die Zielgerade seiner Regentschaft einläutete, das blendete der Prinz aus. "Ich habe keine Zeit für Wehmut", sagte Heinz VII. Falls er unterwegs doch ins Grübeln geraten sein sollte, fuhr ein paar Wagen vor ihm in Person von Ex-Prinz Manfred I. ein lebender Beweis dafür, dass es ein jeckes Leben nach der aktiven Prinzen-Rolle gibt.