Neujahrsempfang Europa und die apokalyptischen Reiter

Leverkusen · Der SPD-Abgeordnete Lauterbach begründet als Festredner der Europa-Union, warum diese EU-Wahl so wichtig ist.

 Der SPD-Bundestagsabgeordnete Karl Lauterbach sprach beim Neujahrsempfang der Europa-Union im Schloss über Risiken und Möglichkeiten, die aus der Krise des Kontinents erwachsen.  

Der SPD-Bundestagsabgeordnete Karl Lauterbach sprach beim Neujahrsempfang der Europa-Union im Schloss über Risiken und Möglichkeiten, die aus der Krise des Kontinents erwachsen.  

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

2019 wird für die Europa-Union ein besonderes Jahr: Am 26. Mai ist Europawahl. Ein Urnengang, der beim Wahlvolk mitunter als nebensächlich betrachtet wird. Eine völlige Fehleinschätzung, wenn man dem Festredner bei der Jahresversammlung mit Neujahrsempfang in Schloss Morsbroich folgt. Für den SPD-Bundestagsabgeordneten Karl Lauterbach ist diese Wahl eine „Schicksalswahl, bei der es um die Zukunft Europas geht.“ Warum das so ist, begründete der Medizinprofessor mit einem sehr facettenreichen Vortrag. Fazit: Die apokalyptischen Reiter sind unterwegs. Will Europa sie abwehren, muss schnell und konsequent gehandelt werden. Und: Europas Bürger sollen für die „liberale Demokratie“ zur Wahlurne gehen und so das Erstarken von Rechtspopulisten verhindern.

Wer sind die apokalyptischen Reiter, die Frieden und Wohlstand auf der ganzen Welt bedrohen? Lauterbach nennt zunächst das rasante Wachstum der Weltbevölkerung. Waren es 1950 noch 2,5 Milliarden Menschen, so werden es 2050 zehn Milliarden sein. Der prozentuale Anteil der Europäer wird dann gerade mal fünf Prozent betragen. „Europa wird ökonomisch und politisch an Bedeutung verlieren.“ Ein weiteres Problem sei der sorglose Umgang mit natürlichen Ressourcen. „Wir leben nicht nachhaltig.“ Die Deutschen verbrauchten „eineinhalbmal soviel wie nachwächst“, Europäer dreimal soviel, Amerikaner sechsmal soviel. Und: „Das Wasser wird knapp“. Für ein Liter Bier würden 150 Liter Wasser benötigt, für die Herstellung eines Autos 450.000 Liter.

Beim dritten „Reiter“, dem Klimawandel, gibt es zunächst einmal Lob für die Europäer. „Der Wandel der Klimapolitik ist eine historische Leistung Europas“, sagt der Festredner. Ein Grund nachzulassen sei das aber nicht. Denn Klimawandel und Bevölkerungsdruck verursachten Flüchtlingsbewegungen. Laut einer Studie des Wirtschaftsinstituts Gallup seien 40 Prozent der Afrikaner bereit, den Kontinent zu verlassen. Und schließlich: Die Gefahr eines Atomkrieges sei wieder größer geworden. Nach erfolgreichen Abrüstungsbemühungen habe sich die Situation bei den Atomraketen in den vergangenen zwei bis drei Jahren deutlich verschlechtert.

Was tun? Bei der Umweltpolitik sieht Lauterbach die Europäer im weltweiten Vergleich vorn. „Die Europäische Umweltagentur leistet hervorragende Arbeit.“ Es müsse aber weitergehen. In der Industriepolitik müssten erneuerbare Energien gestärkt werden. „Wir brauchen ein europäisches Stromnetz und eine europäische Ladestruktur.“ Eine abgestimmte Migrationspolitik mit „gesteuerter Einwanderung“ sei notwendig, ebenso wie eine gemeinsame europäische Außen- und Verteidigungspolitik. Lauterbach plädiert für eine „Europa-Armee“. Derzeit verfügten einer Studie zufolge alle EU-Staaten gemeinsam über 150 Prozent der Soldaten der US-Streitkräfte, doch nur über 15 Prozent von deren Effektivität.

Die Krise Europas sei aber auch eine Möglichkeit. Darin war sich Lauterbach mit dem Vorsitzenden der Europa-Union, Hans-Georg Meyer, einig. Der hatte gemeinsam mit seinem Vorstand viel Positives vermeldet. So gab es 2018 neben einem Überschuss in der Finanzbilanz 30 neue Mitglieder. Kommunalpolitisches Ziel der Union bleibt die „Europastadt Leverkusen“.

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