Leverkusen Kardiologe: "Wiederbelebung" als Schulfach

Leverkusen · An einem Herzinfarkt sterben heutzutage in Deutschland alljährlich immer noch durchschnittlich 55 000 Menschen. "Das sind immer noch zu viele!", sagt Professor Dr. Peter Schwimmbeck, Leiter der Kardiologie im Leverkusener Klinikum.

 Prof. Peter Schwimmbeck möchte Minisanitäter ausbilden lassen.

Prof. Peter Schwimmbeck möchte Minisanitäter ausbilden lassen.

Foto: UM

Auch wenn die Zahl der Herztode seit Jahren rückläufig ist, so setzt er doch gerade deshalb auf Prävention - "und die sollte schon im Kindesalter beginnen", wünscht sich Schwimmbeck. Der gebürtige Bayer möchte in Leverkusen baldmöglichst das Minisanitäter-Programm aus seiner Heimat importieren.

"Jedes Kind ab der siebten Klasse soll wissen, wie man richtig drückt", bringt Schwimmbeck den Inhalt des Schulprogramms auf einen einfachen Nenner. Denn eigentlich sei es auch für Kinder und Jugendliche nicht schwer, die richtige Herzmassage, das Drücken, zu erlernen, um im Notfall einen Kollabierten wiederzubeleben. "Mund-zu-Mund-Beatmung, wie man früher meinte, muss gar nicht unbedingt sein", betont der Kardiologe. Es reiche eine entsprechend druckvolle gezielte Herzmassage, um Leben zu retten.

Wie er das Programm an den Leverkusener Schulen etablieren möchte, plant Prof. Schwimmbeck, der auch Regionalbeauftragter der Deutschen Hochdruckliga und Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der Herzstiftung ist, zur Zeit noch. Vorstellbar wäre eine Kooperation mit dem German Resuscitation Council, einer 2007 als interdisziplinäre und alle in der Notfallmedizin beteiligten Berufsgruppen umfassende Vereinigung gegründet. Sie befasst sich mit Aufklärung, Ausbildung und Forschung auf dem Gebiet der Wiederbelebung und steht auch Pate für die Minisanitäter.

In Köln startete bereits 2009 das erste Regionalprojekt "Schüler helfen Leben retten". Mehr als 400 Minisanitäter wurden in sechs Schulen ausgebildet. Gerade Jugendliche könnten in unserer Gesellschaft damit einen wichtigen Beitrag leisten, zumal 70 Prozent der Notfälle mit Kreislaufstillstand daheim passierten, wo sie möglicherweise nahen Angehörigen oder Freunden effektiv helfen könnten, heißt es in der Projektbeschreibung. Denn jeden Tag würden in Deutschland 400 Menschen außerhalb von Krankenhäusern wiederbelebt, aber nur jeder Zehnte bleibe tatsächlich am Leben. "Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass bereits Kinder ab der siebten Jahrgangsstufe durchaus in der Lage sind, im Falle des Auffindens einer leblosen Person Wiederbelebungsmaßnahmen effektiv zu beginnen und die Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes zu überbrücken", betonen Mediziner.

Für den Chef am Leverkusener Klinikum sollte deshalb dieses nicht unerhebliche Potenzial in Leverkusen nicht ungenutzt bleiben. Denn die Prävention sei ihm nicht weniger wichtig als die Therapie bei Herzerkrankungen, betont Schwimmbeck und wird ganz persönlich: "Für den Rheindorfer Gesundheitstag gehe ich mit gutem Beispiel voran. Ich habe auch schon etwas abgenommen."

(RP)
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