Konzert in Leverkusen Kammerorchester spielt jiddische Melodien

Leverkusen · Das Konzert reihte sich nach einer langen Zwangspause durch die Corona-Pandemie in das Veranstaltungsangebot zu „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ ein. Der Leverkusener Kirchenmusiker Christian Röske schuf dazu eine Komposition für Streichorchester und Soloklarinette.

 Das Kammerorchester Leverkusen spielte mit dem jungen Klarinettisten Elias Baber.

Das Kammerorchester Leverkusen spielte mit dem jungen Klarinettisten Elias Baber.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Ausgesprochen frisch und spielfreudig meldete sich das Kammerorchester Leverkusen nach der langen Zwangspause beim Publikum zurück. Das Konzert C-Dur für zwei Flöten und Streichorchester von Antonio Vivaldi, bei dem Anita Ridinger und Gertrud Schulte die Solo-Instrumente spielten, hatte zwar noch nichts mit dem eigentlichen Programm zu tun, aber das heitere Stück mit dem zarten Mittelteil wurde als freundliche Begrüßung in der gut gefüllten Wiesdorfer Christuskirche empfunden.

Und es war bestens geeignet, die tiefe Verbundenheit zwischen dem – mit einigen Profis durchsetzten – Laienensemble und dem „neuen“ Leiter Klaus Müller zu demonstrieren. Man kennt und versteht sich sehr gut, denn Müller war bereits viele Jahre Dirigent des inzwischen selbständigen Vereins, als das Ensemble noch Musiziergemeinschaft der Kasino-Gesellschaft hieß.

Das folgende Programm reihte sich in das Veranstaltungsangebot zu „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“, für das Müller den Leverkusener Kirchenmusiker und Musikschulkollegen Christian Röske um eine Komposition für Streichorchester und Soloklarinette gebeten hatte. Vor einigen Jahren hatte Röske bereits einige jiddische Lieder für einen Gedenkabend zum 9. November arrangiert, damals allerdings nur ganz sparsam mit Akkordangaben zur Begleitung versehen. Aus diesem Material hat Röske nun aus vier Liedern eine neue, eigenständige Komposition geschaffen, die hier als Gesamtwerk mit kurzen Sätzen unterschiedlichen Charakters aufgeführt wurde.

Die jeweilige Melodie hat er der Klarinette in den Solopart geschrieben, die besonders weich, einfühlsam vom talentierten Jungstudenten Elias Baber gespielt wurde. Sehnsuchtsvoll und melancholisch die Gedanken an so schnell vergangene Kinderjahre, die Verzweiflung im Ghetto, borstiger Widerstand zur Melodie „S’brennt“. Immer wieder sind Anklänge an die traditionelle Klezmermusik erkennbar und doch hat Christian Röske seine eigene Tonsprache entwickelt, die auch Elemente der Spätromantik und Anklänge an Filmmusik nutzt. Hilfreich beim ersten Hören des Instrumentalstücks war, dass Müller zuvor die deutsche Übersetzung der Liedtexte verlas. So wie er auch den Inhalt der jiddischen Melodien beschrieb, die der russische Musiker Andrey Alekseev für Kammerorchester arrangiert hat.

Musikalischer Höhepunkt des Konzertprogramms, das am Sonntag zwei Mal hintereinander aufgeführt wurde, war die Vertonung des „Kol Nidrei“ aus der Liturgie zum höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur von Max Bruch. Dessen reiche Orchestrierung mit großer Bläserbesetzung hat Klaus Müller in eine Fassung für sein Kammerorchester „eingedampft“ und den ursprünglich für Cello gedachten Solo-Part an den jungen Klarinettisten Elias Baber vergeben, der das zarte Adagio des Orchesters mit besonders ausdrucksvoller und weicher Melodik krönte.

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