Kabarett Ossi Simone Solga macht witzig Ärger

Leverkusen · Die Kabarettistin erkannte OB Uwe Richrath am Gesichtsausdruck als SPD-Mitglied.

 Simone Solga, geflohen von ihrem Job als „Kanzlersouffleuse“, gastierte im Lindenhof.

Simone Solga, geflohen von ihrem Job als „Kanzlersouffleuse“, gastierte im Lindenhof.

Foto: Smetek Reichenbach

Viel Gepäck hatte Simone Solga nicht dabei, als sie in Leverkusen um Asyl bat. Das Nötigste nur, denn sie sie hatte sich offenbar relativ spontan zur Flucht aus der „bestbewachten geschlossenen Abteilung Deutschlands“ entschlossen. Geflohen von ihrem Job als „Kanzlersouffleuse“, den die kürzlich mit dem deutschen Kleinkunstpreis dekorierte hauptberufliche Spaßmacherin schon eine ganze Weile ausübt. „Jetzt gibt’s Ärger“ heiß ihr neues Programm, mit dem sie zum Kabarett landete, das traditionell von KulturStadtLev, Frauenbüro und den Frauenberatungsstellen gemeinsam veranstaltet wird.

In diesem Jahr war es ein besonders witziger Abend, an dem die Zuschauer in den ersten Reihen eher unfreiwillig Zielscheibe einiger Pointen wurde. Das traf auch Oberbürgermeister Uwe Richrath, der seine Frau als Verstärkung mitgebracht hatte. Simone Solga machte ihn schnell aus als Mitglied der SPD, am Gesichtsausdruck wie sie behauptete. Aber die Frau muss es wissen, denn sie verbringt als enge Vertraute und Stichwortgeberin von Angela Merkel schließlich die meisten Stunden am Tag mit Politgrößen aller Couleur.

Sie kennt auch deren weniger bekannte Seiten und lässt - redselig wie die unüberhörbar Ostdeutsche nunmal ist - ihr Publikum selbstverständlich daran teilhaben. Souffleure haben sie heute alle, verreit sie, und auch, von wem der Satz „Wir schaffen das“ stammt. Den habe sie der Kanzlerin eingeflößt, als die während des größten Flüchtlingsansturms mit ihrer „Wünschelraute“ nicht mehr recht weitergekommen sei, gestand Simone Solga.

An der Nachfolgerin als Parteivorsitzende aber habe sie ihre Zweifel. „Wir Ossis haben uns doch geschworen: Nie wieder ein Staatsratsvorsitzender aus dem Saarland!“ Nun ist AKK immerhin eine Frau, was zumindest am Weltfrauentag mildernde Umstände gab. Und eine „Karrenbauer“ würde der gebeutelten Autonation ganz gut tun. Dann erinnerte sie noch an die vielzitierte Büttenrede der karnevalserprobten Saarländerin, um festzustellen: Das hat er nicht verdient, der Jens Spahn.

Problematischer sah Solga das Motto der Fastenaktion „Sieben Wochen ohne“ der Evangelischen Kirche, die für die Zeit bis Ostern zum Lügenfasten aufgerufen hat. „Aber können wir überhaupt mit der Wahrheit umgehen?“ Einige Beispiele, und schon waren nicht nur die vielen Frauen, sondern auch die Minderheit der Männer im Saal davon überzeugt, dass das Miteinander ohne Lügen eher nicht funktioniert. „Dabei bin ich so ein ehrlicher Mensch“, seufzte die Kabarettistin, die angeblich immer noch unter ihrer Kindheit in der DDR leidet. Das sei wie die Musik von Grönemeyer, „die kriegste nie mehr los.“

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