Serie Kreativwirtschaft in Leverkusen Mit dem Reisekoffer in die Jura-Prüfung

Opladen · Die Kreativwirtschaft in Leverkusen wächst. Neben den großen Branchen Events und Werbung suchen sich mutige Jungunternehmer auch Nischen für ihren Erfolg aus. So auch bei der Firma Jurcase aus Opladen, die den Reisekoffer unitauglich machte.

 Gestartet mit ihrer Idee sind Fabian Hille (links) und Alexander Bangert Ende 2012. Mittlerweile lagern sie in ihren Räumen in Opladen rund 100 Koffer mit Gesetzestexten und Kommentierungen.

Gestartet mit ihrer Idee sind Fabian Hille (links) und Alexander Bangert Ende 2012. Mittlerweile lagern sie in ihren Räumen in Opladen rund 100 Koffer mit Gesetzestexten und Kommentierungen.

Foto: Miserius, Uwe

Not macht bekanntlich erfinderisch: So entstand im Dezember 2012 auch das junge Unternehmen Jurcase von Alexander Bangert und Fabian Hille in Opladen. Als Bangert sah, in welchem miserablen Zustand die Gesetzeskommentare waren, die sein Bruder fürs Jura-Examen ausgeliehen hatte, wollte er es besser machen. Zudem gab es keinen Anbieter, der auch Gesetzestexte zum Ausleihen anbot. Die Idee für Jurcase war geboren.

Der doppeldeutige Name aus dem deutschen Jura und dem englischen Case (=Fall und Koffer) verrät bereits, worum es geht. Über die Website www.jurcase.com können Jura-Studenten für ihr erstes und zweites Staatsexamen Gesetzestexte und Kommentare verpackt in einem kleinen Alu-Koffer mieten. Die Pakete kosten je nach Umfang zwischen 79 und 175 Euro. Vorteil: Wer sich beispielsweise in Nordrhein-Westfalen alle Gesetzestexte und Kommentierungen in der aktuellen Auflage kauft, ist um die 700 Euro los. Wer mietet, spart also viel Geld. Zudem lässt sich der Rollkoffer einfach mit in die Prüfung nehmen. Schließlich wiegt die Literatur bis zu 30 Kilogramm.

Gestartet sind Bangert (30) und Hille (29) mit einem Koffer, mittlerweile haben sie rund 100 auf Lager. In ihren Wohnungen hatten sie im Frühjahr dieses Jahres keinen Platz mehr für ihre Produkte, also mieteten sich die beiden Freunde Büro- und Lagerräume in Opladen an. Wie man eine professionelle Homepage erstellt, brachte sich Bangert in schlaflosen Nächsten selbst bei. Auch die ersten Lieferungen in Nachbarstädte wie Köln erledigten die jungen Männer auf eigene Faust.

Zwischen 70 und 120 Bestellungen laufen pro Monat über die Website ein. Bereits jetzt sind alle Gesetzes- und Kommentarpakete für Juni und Dezember 2015 ausgebucht — die beiden meist gefragtesten Monate. Drei Nebenjobber unterstützen die Jungunternehmer bei der Arbeit. Sie haben eine Nische entdeckt, von der sie mittlerweile gut leben können.

Ihre Vision geht aber noch weiter: Den ehemaligen BWL- und VWL-Studenten schwebt ein Rundumservice für gestresste Jura-Studenten vor. Neben den Blattsammlungen legen sie als Gag Energydrink-Dosen und Ohropax mit in die Koffer. "Die machen das Lernen etwas angenehmer", erklärt Hille. Auf ihrer Website informiert Bangert über Karrierewege, Nachhilfe-Angebote und neueste Umfragen. Das nächste, große Projekt, so verraten die jungen Kreativen, ist ein eigener Online-Shop für Jura-Bücher.

(met)
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