Leverkusen Junger Afghane möchte für Flüchtlinge dolmetschen

Leverkusen · Mit einer regelrechten Welle der ehrenamtlichen Hilfsbereitschaft sind jetzt zwei Flüchtlingsfamilien aus Afghanistan in Schlebusch empfangen worden. Sie haben nicht nur Aufnahme im ehemaligen Pfarrhaus der evangelischen Kirchengemeinde Schlebusch gefunden (wir berichteten). Neben 40 ehrenamtlichen Helfern, die den Familien ihren schweren Start in der neuen Heimat erleichtern möchten, hat sich jetzt ein 19-jähriger Kölner mit afghanischen Wurzeln als Übersetzer für Schlebusch gemeldet.

Nawid Ahmad hatte durch unsere Redaktion von den afghanischen Flüchtlingen in Schlebusch erfahren und sich spontan in der Redaktion gemeldet. Gemeindepfarrer Jürgen Dreyer war dankbar für die Vermittlung. Zwar sprächen die beiden afghanischen Familienväter ein wenig Englisch, mit den übrigen Familienmitgliedern falle die Verständigung aber noch schwer, berichtete er der RP, fügte aber sofort voller Begeisterung hinzu: "Ich bin sofort von den afghanischen Familien zum Tee eingeladen worden, und der kleine Mohammed und unser Sohn Alois sind schon die besten Freunde. Sie sind gleichaltrig und spielen miteinander und verstehen sich, auch ohne die jeweils andere Sprache zu sprechen."

Nicht nur für eine bessere Verständigung zwischen der Pfarrersfamilie und den Flüchtlingen, vor allem auch bei Behördengängen möchte Nawid Ahmad nun die Afghanen unterstützen. Er stammt aus einer afghanischen Familie, die bereits vor 30 Jahren nach Deutschland eingewandert ist. Der Student für Wirtschaftsingenieurwesen wurde in Deutschland geboren, hat aber im Elternhaus perfekt Farsi, die Landesprache in Afghanistan, gelernt. Seine Verwandtschaft in Afghanistan besucht er regelmäßig.

Auch ehrenamtlich engagiert sich der junge Mann bereits, nämlich als Schiedsrichter bei Blau-Weiß Köln. Eins Flüchtlingsschicksal hat er zwar nicht erleben müssen. "Ich habe aber bei meinen Cousins mitbekommen, wie schlimm das ist", sagt Nawid Ahmad. Beide Vettern seien 2002 aus Afghanistan geflohen und hätten viel Hilfe dabei gebraucht, nach ihren traumatischen Erlebnissen in Deutschland Fuß fassen zu können. Deshalb freue er sich nun darauf, in Schlebusch helfen zu können: "Ich wohne in Köln-Höhenhaus, das ist nicht weit weg von Schlebsuch", sagt der junge Mann.

Pfarrer Jürgen Dreyer versucht nun, die vielzähligen Hilfsangebote für die afghanischen Flüchtlinge zu koordinieren und zu kanalisieren. Es gebe viele Mitbürger, die Möbel und sonstige Einrichtungsgegenstände spendeten, freut sich Dreyer. Nun müssten aber zunächst die ersten Schritte der Familien begleitet werden, sich in der Fremde zurechtzufinden: "Das fängt damit an, dass ihnen jemand unsere Währung erklärt, ihnen zeigt, wo sie einkaufen können", verdeutlicht der Pfarrer. Und dafür ist Nawid Ahmad der richtige Mann.

(RP)
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