Neuausrichtung des Konzerns Lanxess macht keinen Kautschuk mehr
Leverkusen · Zum Ende des vergangenen Jahres hat Lanxess seinen Anteil am Joint Venture an Saudi Aramco verkauft.
Wenn Axel Heitmann über Kautschuk gesprochen hat, über den Hunger in Asien nach Mobilität, die wiederum Reifen braucht, die wiederum aus Kautschuk gemacht werden, den wiederum Lanxess herstellte, dann haben seine Augen fast visionär, zumindest aber leidenschaftlich geleuchtet. Mitte 2013 hatte Lanxess für 400 Millionen Euro ein neues Kautschukwerk in Singapur eröffnet. Butylkautschuk wird etwa für Reifen, Schutzkleidung, Schuhsohlen, Klebstoffe und Kaugummi verwendet.
Heute ist Axel Heitmann bei Lanxess Geschichte. Kautschuk nun auch. Der Konzern und die Erdöl-Fördergesellschaft Saudi Aramco haben ihr Joint Venture für synthetischen Kautschuk zum Jahresende aufgelöst – nach nicht ganz drei Jahren. Im April 2016 war das Gemeinschaftsunternehmen an den Start gegangen.
Heitmanns Nachfolger Matthias Zachert teilte und teilt die Kautschuk-Fixierung von Heitmann nicht. 2015 sagte er anlässlich einer Erweiterung bei der Lanxess-Tochterfirma Saltigo: „In den vergangenen fünf Jahren haben wir uns über Kautschuk definiert. Ab heute beginnen wir damit, unsere anderen Produkte und Geschäftsfelder ebenso in den Fokus zu stellen.“ Das hat der Konzern getan, lagerte das Segment Kautschuk ein Jahr später in das Joint Venture aus. Jetzt folgt die komplette Abkehr. Zum 31. Dezember hat Lanxess den Verkauf seines 50-Prozent-Anteils an Arlanxeo an Saudi Aramco abgeschlossen. „Alle zuständigen Kartellbehörden haben die erforderlichen Zustimmungen zu der im August 2018 angekündigten Transaktion erteilt“, heißt es von Lanxess. Saudi Aramco ist nun alleiniger Besitzer von Arlanxeo. „Im Gegenzug hat Lanxess dafür einen Erlös von rund 1,4 Milliarden Euro erhalten. Mit dem Transaktionserlös stärkt Lanxess seine finanzielle Basis und reduziert seine Nettofinanzverbindlichkeiten deutlich“, meldet der Konzern.
Zur Entscheidung, aus dem Kautschuk auszusteigen – Lanxess hatte den Bereich bei seiner Abspaltung von Bayer mit übernommen – hat sicher auch beigetragen, dass der Bereich in den vergangenen Jahren mehr und mehr zum Sorgenkind wurde. Zachert sprach etwa 2017 von einem „herausfordernden Marktumfeld. Wir sind aber noch gut unterwegs, viele Wettbewerber verzeichnen gar keine Marge mehr.“ Kautschuk sei ein Dollar-Geschäft, schwächelt der Dollar, „bringt das Schleifspuren mit sich“, hatte der Manager ergänzt.
Lanxess will nun da weitermachen, wo das Unternehmen seit der Kautschuk-Ausgliederung ins Joint Venture angefangen hat: die Konzentration auf das Wachstum in Spezialchemiemärkten.