41. Jazztage Leverkusen im Livestream Max Mutzke und die Sehnsucht nach Applaus

Leverkusen · Der Sänger und Songwriter zog mit seinem großartigen, intensiven Konzert im Jazztage-Livestream bis zu 1000 Zuhörer vor die Bildschirme.

 Am Ende kam zum Piano noch eine Trompete als Begleitung dazu: Mehr Instrumentierung hätte der Stimmung geschadet.

Am Ende kam zum Piano noch eine Trompete als Begleitung dazu: Mehr Instrumentierung hätte der Stimmung geschadet.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Viele Liebeslieder hat Max Mutzke geschrieben. Wenn man einzelne – rein zufällig ausgewählte – Passagen für sich nimmt, dann könnten sie auch das Livestream-Konzert des deutschen Sängers und Songwriters bei den Leverkusener Jazztage beschreiben: „Ich will“, „Bis es weh tut“. Die Situation, in der sich der angesagte Künstler befindet, beschreibt nicht nur seine Lage, sondern die der gesamten Branche der Kulturschaffenden. Im Gespräch nach dem Konzert im Erholungshaus wird das deutlich: „Wir müssen einfach durch diese schwierige Lage durch.“ Und: „Ich bin vielleicht noch in einer etwas besseren Situation, aber vielen meiner Kollegen geht es richtig schlecht.“

Wie trifft es ihn? „In diesem Jahr sind rund 80 Konzerte ausgefallen, langsam geht es an die Altersvorsorge.“ Da sei die Möglichkeit, wenigstens vor Kameras aufzutreten, eine willkommene. „Wenngleich sie ein Konzert mit Publikum nicht ersetzen kann.“ Es fehle die Atmosphäre, der Beifall. Da die Fans nicht nach einer Zugabe verlangen können, kündigte sie Mutzke vor dem letzten Stück als solche an.

Gleichwohl entstand eine konzentrierte Darbietung, eingeleitet von einem Solo der kubanischen Ausnahmepianistin Marialy Pacheco, die auch als Komponistin und Begleiterin ihre musikalische Kompetenz unter Beweis stellte. Diese Besetzung macht es für einen Sänger nicht einfacher, jeder Ton lässt sich genau erkennen, alles wird zudem aufgezeichnet. Dafür kann ein Sangeskünstler umso mehr sein Können unter Beweis stellen. Max Mutzke tat es.

Ein Gradmesser für seine Beliebtheit lieferte das Internet. Während der Livestream-Übertragung lässt sich nachvollziehen, wie viele Fans das Konzert gerade verfolgten. Zwischen 300 und 500 waren es fortlaufend, am Ende dann wieder deutlich über tausend, die wenigstens Teile verfolgten. Da im Nachgang noch sehr viele die Möglichkeit nutzen, die Jazztage-Aufzeichnungen sich in der WDR-Mediathek anzusehen, sind diese Zahlen nur ein erster Hinweis. Die Marke von 100.000 Klicks wird in den nächsten Tagen überschritten, ist der WDR überzeugt.

Am Mittwoch folgte noch das Konzert des belgischen Sängers Milow, dann ist erst einmal Ruhe in Leverkusener Musiktempeln. Jazztage-Veranstalter Fabian Stiens, der auch den Scala-Club in Opladen betreibt, geht davon aus, dass in diesem Jahr alle weiteren geplanten Konzerte nicht stattfinden können.

Dafür hat er mit einem Kraftakt die Pflanze „Leverkusener Jazztage“ am Leben erhalten. Damit sie in der 42. Auflage wieder in voller Blüte erstrahlen kann. Das Hauptprogramm, unter anderem mit Candy Dulfer, Gregory Porter und Jamie Cullum, wurde auf November 2021 verschoben. In der Hoffnung, dass dann der Corona-Spuk vorbei ist. Denn Leverkusen ohne Jazztage ist einfach nicht vorstellbar.

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