Leverkusen Jazz-Klänge aus dem Aufzug begeistern Fans

Leverkusen · Three Fall, Spyro Gyra und Incognito boten ihren Zuhörern Jazz-Musik vom Feinsten. Eine Auszeichnung gab's bereits vorab.

 Als Gast-Sängerin gehört Vanessa Haynes zu "Incognitos" aktueller Live-Besetzung.

Als Gast-Sängerin gehört Vanessa Haynes zu "Incognitos" aktueller Live-Besetzung.

Foto: Miserius, Uwe

Am Sonntag gastierte im Forum zum dritten Mal hintereinander Incognito, und Festival-Chef Eckhard Meszelinsky nahm schon erste Auszeichnungen vor. Mehr als 30 Jahre schiebt Joachim Oltmann, genannt "Joe", in seinem eigens genommenen Urlaub Dienst im Umbauteam der Jazzbühne. Ihm gebührte dafür der 4. Leverkusener Jazz-Award, denn "ohne die Ehrenamtler", so Meszelinsky, "müsste er gleich die Preise erhöhen". Das will niemand.

Zuvor wärmten die drei Musiker von "Three Fall" den gut gefüllten Saal an, ein Trio der besonderen Art, denn die Besetzung Posaune, Holzblas-Instrumente und Schlagzeug klingt eher nach Kammerjazz. Ist es aber nicht, denn den drei jungen Musikern stehen Hip-Hop, Funk, Reggae oder Weltmusik näher als Swing-Geschichte. Und so würgt Lutz Streun einen rassig groovenden Bass aus der Bassklarinette, Til Schneider klebt Posaunentöne als Harmonien oder Bläserriffs daran, und Sebastian Winne experimentiert an den Drums. Die spontanen Auftritte des Leverkusener Stammgastes Joe Zawinul haben den Jazz-Kids einst mächtig imponiert, so sagen sie selbst. Damals standen sie im Publikum und guckten sich beim Wiener Altmeister besonders die Freiheit ab, eigene Ideen radikal umzusetzen: Leverkusener Jazzgeschichten.

Der Durchbruch für Spyro Gyra, eine Algenart als scherzhaft ausgesprochener Bandname, erfolgte 1979 mit der Platin-Single "Morning Dance". Die aktuelle Besetzung, zwei sind noch Gründungsmitglieder, existiert seit vier Jahrzehnten und war auch stets präsent - für viele deutsche Jazzfreunde vielleicht unbemerkt. Den "Dance", der auch gern auf Toiletten- und in Aufzügen sehr leise erklingt, spielten sie jetzt in einer Meta-Fassung: Die Melodie mussten die Fans im Kopf mitlaufen lassen. Chris Barber, auch Stammgast in der Leverkusener Kulturgeschichte, konnte auch jahrzehntelang kein "Ice cream" spielen, Toots Thielemans gruselt es vor "Bluesette". Aber die Fans wollen Mitklatschen und Mittanzen. Publikumsliebling der Algen-Band wurde Drummer Lee Pearson, der akrobatische Stocktricks präsentierte, hinter dem Rücken wirbelte und selbst mit einem Handtuch über dem Kopf noch alle Toms und Becken traf.

Das Programm der 35. Jazztage in Leverkusen
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Foto: Miserius, Uwe

Aufwendiger und musikalisch bunter fällt das Projekt "Incognito" aus, dessen Seele in der Brust des Gitarristen Jean "Bluey" Maunick schlägt. Seine 11-köpfige Band spielt Party-Musik mit wechselnden Sängern in der Frontline und einem sehr präsenten, dauertanzenden Bläsersatz mit Solistenqualität. Die Damen versprühten Party-Glamour auf Extrem-Highheels und soulige schwarze Stimmkultur: Incognito bleibt ein Garant für vorzüglichen Funky-Jazz.

(RP)
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