Leverkusener Jazztage "Jazz ist für mich wie ein Fußballspiel"

Leverkusen · Das Tingvall Trio beendete mit einem furiosen Konzert im ausverkauften Opladener Scala die Jazztage. Damit kam ganz zum Schluss noch einmal der reinrassige Jazz zu seinem Recht.

Die Jazztage in Leverkusen 2014
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Die Jazztage in Leverkusen 2014

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Sie kommen aus Schweden, Kuba und Bremen. Diese internationale Formation — namens Tingvall Trio — ist längst eine feste Größe im Jazz-Geschäft. Und inzwischen auch in Leverkusen. Bassist Omar Rodriguez Calvo, wie der Name bereits vermuten lässt, ist der Kubaner. Er erinnert sich an drei weitere Auftritte zuvor in der Stadt mit dem "Nachnamen" Jazztage. Dass sie wirklich gerne kommen, merkte man während ihres Auftritts im Opladener Scala — intensiv, konzentriert, mit viel Spaß. Es war ein gelungener Abend mit drei Zugaben, bei dem der "lupenreine" Jazz — nach zuvor vielen Variationen vom Funk bis zum Soul — noch einmal zu seinem Recht kam.

Erst als Calvo im anschließenden Gespräch deutlich machen will, was bei jedem Konzert vorgegeben und was improvisiert ist, muss er den Vergleich mit dem Fußball bemühen (ohne allerdings dabei an Bayers Kicker zu denken): "Das ist wie Fußball. Man geht auf den Platz mit einer gewissen Vorstellung und Strategie, doch dann ergeben sich viele Situationen, die nicht vorhersehbar sind."

Das bestätigt auch Pianist Martin Tingvall: "Es wäre ja schrecklich und langweilig, wenn wir jeden Abend immer genau das selbe spielen würden." Der in Schweden geborene Musiker, der dem Trio seinen Namen gibt, wohnt schon seit einigen Jahren in Hamburg und hat sich darüber hinaus auch als Komponist einen Namen gemacht. Beispiel: Am kommenden Freitag überträgt das erste Fernsehprogramm das Drama "Die Sache mit der Wahrheit" gleich nach der Tagesschau. Die Musik zu diesem Spielfilm liefert Martin Tingvall.

Im Gegensatz zu manch anderen Jazzern fällt es beim Tingvall-Trio leichter, die grundlegenden Strukturen ihrer Stücke zu erkennen. Wenn ein Titel beispielsweise "Hafen" heißt, dann kann man sich leicht Schiffe vorstellen, die von den Wellen getragen werden. Oder wie sie dahingleiten. Oder wie sie am Kai versuchen, sich von ihren Leinen zu befreien. Das macht die Musik des Tingvall Trios aus: Sie lässt viele Empfindungen gleichzeitig zu, aber sie passen irgendwie immer.

Daher hätte man sich als Zuhörer vielleicht gewünscht, dass noch häufiger die Titel genannt worden wären, damit man bei seinen Vorstellungen ein wenig mehr geleitet würde.

Nach den Jazztagen ist vor den nächsten Konzerten im Opladener Scala: Fabian Stiens, der für das Programm an der Uhrlandstraße zuständig ist, hat für heute (18. November) die Stimme von Ultravox, Midge Ure, verpflichtet. Morgen kommt die Soul-Rock-Gruppe Roachford, am Freitag "die schwarze Witwe der Volksbelustigung" namens Carmela de Feo (mit Akkordeon). Und am Samstag Klaus "Major" Heuser, der Leverkusener Gitarrist, der in den Anfangstagen mit Wolfgang Niedeckens Kölner Mundartband Bap unterwegs war. Am Sonntag wird dann Songwriter Stephan Sulke garantiert wieder seinen Ohrwurm "Uschi mach' kein Quatsch" singen.

(RP)
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