Leverkusen Intime Kontrollen am Stadion
Leverkusen · Die Kontrollen vor der BayArena, bei denen sich weibliche Fußballfans angeblich bis auf die Unterwäsche ausziehen mussten, erregen die Gemüter. Bei RP-Online entwickelte sich eine lebhafte Debatte zu diesem Thema.
Es ist eine Mischung aus Fakten und subjektiven Berichten, die die Vorfälle bei den Einlasskontrollen der Fans von Eintracht Frankfurt beim Bundesligaspiel in der BayArena am Mittwochabend skizzieren.
Besonders die außergewöhnlich "gründliche" Überprüfung weiblicher Anhänger, die auch das Entkleiden bis auf die Unterwäsche beinhaltet haben soll, schlug gestern bei RP Online in einer kontroversen Diskussion hohe Wellen.
Vater behält sich Anzeige vor
Fest steht, dass Bayer 04 im Vorfeld der Partie übereinstimmende Hinweise aus der Frankfurter Fanszene und von der Polizei erhielt, dass Anhänger der Hessen über Frauen Pyrotechnik ins Stadion schmuggeln wollten. Daraufhin entschloss sich der Sicherheitsdienst BaySecur — ein Gemeinschaftsunternehmen von Bayer 04 und der Sicherheitsfirma Securitas —, die Kontrollen zu verschärfen. Männer sollten abgetastet werden und ihre Schuhe auf einem Teppich ausziehen. Bei Frauen sollte Gleiches in einem Zelt geschehen.
Beteiligte schildern — auch gegenüber unserer Redaktion—, dass sich manche Frau bis auf die Unterwäsche habe ausziehen müssen (auch Minderjährige seien betroffen gewesen), wovon Bayer nach eigenem Bekunden keine Kenntnis hat. Die Kölner Polizei bestätigte den Eingang einer E-Mail, in der sich ein Vater über genauso eine Untersuchung seiner minderjährigen Tochter beschwert. Er behalte sich einen Strafantrag vor, heißt es in dem Schreiben.
Bei RP Online sorgte der Vorfall für eine lebhafte Debatte. Kritische Stimmen ("Ich möchte Euch sehen, wenn man Eure Tochter oder Eure Lebensgefährtin in so ein Zelt zieht und sie sich dort einer solch unwürdigen Prozedur unterziehen müssen") trafen auf solche, die Verständnis aufbrachten: "Soweit ich mitbekommen habe, wurden auch genug Feuerwerkskörper gefunden und mehrere Stadionverbote erteilt. Also war die Aktion wohl nicht unberechtigt."
"Autorität gebietende Präsenz"
Einig waren sich in jedem Fall die beiden Fanbeauftragten Andreas Paffrath (Leverkusen) und Mark Francis (Frankfurt), dass sie so etwas noch nie erlebt hätten. Auch auf ihr Betreiben hin wurde das Zelt 30 Minuten nach Anpfiff abgebaut. Gemeinsam wolle man sich nun an der Aufarbeitung der Ereignisse beteiligen, hieß es gestern. Die Polizei sprach derweil von "aggressiver Stimmung" der Eintracht-Fans.
Auf der eigenen Homepage wirbt BaySecur übrigens mit der "richtigen Ausgewogenheit zwischen Autorität gebietender Präsenz einerseits und dem Servicegedanken andererseits".