Interview Rainer Schwarz Berater kommen auch ins Altenheim

Es sind keine weiteren Filial-Schließungen geplant, sagt der Sparkassen-Chef. Sein Anlage-Tipp: Aktienfonds.

 Rainer Schwarz ist Vorstandschef der Sparkasse Leverkusen.

Rainer Schwarz ist Vorstandschef der Sparkasse Leverkusen.

Foto: Stadtsparkasse

Wie war das Jahr 2018 für die Sparkasse?

Schwarz Unserer Bilanzpressekonferenz will ich natürlich nicht vorgreifen. Ich kann aber sagen: Wir sind mit dem Jahr in Anbetracht der schwierigen Rahmenbedingungen zufrieden.

Deka-Finanzexperte Ulrich Kater sagte auf dem Neujahrsempfang der Sparkasse voraus, 2019 steigen die Zinsen wieder an. Behält er Recht?     Wie sehen Sie die Entwicklung?

Schwarz Die Frage ist schwer zu beantworten. Da fehlt mir die Glaskugel. Eines ist aber klar: Die Zinsen sind von Amerika ausgehend schon gestiegen. Das hat sich bisher noch nicht in einer Leitzinserhöhung in Europa ausgewirkt. Was man aber sieht: Das Anleiheankaufprogramm der EZB ist gestoppt, es gibt keine neuen Netto-Ankäufe mehr.  Da wurde eine Bremse eingebaut. Die Chancen, dass es in 2019 zu einer Leitzinserhöhung kommt, sehe ich eher als gering an, wenn, dann wird es eher gegen Ende des Jahres passieren. Doch das sind politische Entscheidungen, auf die wir natürlich keinen Einfluss haben.

Es wurden Geschäftsstellen geschlossen, die Sparkasse setzt im Kundengeschäft auf Online-Banking. Es hat Beschwerden von Kunden gegeben. Hat sich die Lage inzwischen beruhigt?

Schwarz Ja, es gab Beschwerden, doch die können Sie an wenigen Händen abzählen. Das blieb überschaubar. Da haben wir sogar mit mehr gerechnet. Zudem haben wir Angebote geschaffen, um die Umwidmungen in SB-Filialen zu kompensieren. So haben wir Beratungszeiten in unseren Filialen ausgeweitet, Beratungszeiten in Altenheimen angeboten und durchgeführt und einen Bargeld-Bringservice eingerichtet. Das hat dank konstruktiver Begleitung durch die Medien dazu geführt, dass es in der Kundschaft zu kaum nennenswerten Reaktionen kam.

Im Umfeld der Filiale Bürrig gab es Reaktionen und eine Unterschriftenliste. Das war allerdings schon vor einigen Jahren, als es zur Zusammenlegung mit der Filiale Küppersteg kam.

Schwarz Ja, es gab damals eine Unterschriftenliste mit 300 Namen. Doch war kein Kunde der Sparkasse dabei. Wir haben das geprüft, weil es eben dort so massiv war.

Gibt es Pläne für weitere Schließungen von Geschäftsstellen?

Schwarz Nein!

Wenn Sie 5000 Euro anlegen müssten, wo würden Sie investieren?

Schwarz Ich würde es an der Börse anlegen, in Wertpapierfonds. Dabei kommt es aber immer auf die Risikobereitschaft an. Wer weiß, dass er das Geld zehn Jahre nicht braucht, für den bleiben Aktienfonds die erste Wahl. Wer es jederzeit verfügbar haben möchte und  keine Kursverluste erleiden will, der sollte eher in Geldmarkttitel gehen. Es gibt auch Fonds, die mischen zwischen Geldmarkt-, Aktien-, Immobilien- und  Anleihentitel in einem Fonds. Auf jeden Fall ist immer eine Beratung empfehlenswert, die wir gerne anbieten.

Die Sparkasse hat eine große Immobilienabteilung. Wie schätzen Sie die aktuelle Marktentwicklung für Leverkusen ein?

Schwarz Die Nachfrage nach Wohnungen und Häusern bleibt hoch. Doch leider fehlt das entsprechende Angebot. Wir freuen wir uns über jede Immobilie, die uns zur Vermittlung angeboten wird. Verkäufe laufen häufig schon über den Bekanntenkreis und kommen erst gar nicht auf den Markt. Hinzu kommt: Köln ist kaum noch bezahlbar, Käufer weichen vermehrt nach Leverkusen aus. Hier gibt es eine gute Infrastruktur, der Weg zur Arbeit in Köln, Bonn oder Düsseldorf bleibt kurz. Entsprechend groß bleibt die Nachfrage.

Die Leverkugel wird von der Sparkasse betrieben. Der Rat hat seit 2017 kommerzielle Werbung erlaubt. Wie stark wird das genutzt?

Schwarz Wir machen das zusammen mit der Plakatwerbefirma Moplak. Vorgesehen ist, dass 50 Prozent der Zeit mit Werbung bespielt werden darf. Das schöpfen wir derzeit noch nicht aus. Den Rest der Zeit belegen wir mit Sparkassenwerbung bzw. -informationen. So kündigen wir etwa Heimspiele von Bayer 04 an oder wünschen den Menschen frohe Weihnachten oder frohe Ostern. Über kommerzielle Werbung decken wir zumindest die Betriebskosten, die die Leverkugel verursacht.

Das Gespräch führten Bernd Bussang und Ludmilla Hauser.        

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