Wochenkommentar Besser fürs Klima: 300 Bäume müssen bleiben

Leverkusen · Bis zu 300 Bäume sollen an der Wiembachallee in Opladen für den Hochwasserschutz fallen. Ein völlig falsches Signal, findet unser Autor.

 Die grüne Idylle am Wiembach soll verschwinden.

Die grüne Idylle am Wiembach soll verschwinden.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

In Opladen herrscht derzeit große Aufregung – und das zu Recht. Der Anlass ist ein Verwaltungspapier, das kürzlich den Ratsgremien und der Bezirksvertretung vorgelegt wurde. Dabei geht es um die Wiembachallee. Sie wurde vor einigen Jahren neu gestaltet und bepflanzt. 300 Bäume wirken nicht nur als Schattenspender, sondern auch als lauschiges grünes Dach für Spaziergänger und Gassigeher. Die Bäume sollen jetzt weg. Ja, Sie haben richtig gelesen.

Es geht um den Hochwasserschutz. Laut EU-Richtlinien gilt der Bereich am Wiembach als „Risikogewässer“. Denn im unwahrscheinlichen Fall eines Jahrhunderthochwassers könnte er über die Dämme treten und ringsum nicht nur für nasse Füße, sondern auch für Schäden an den anliegenden Häusern sorgen. Das ist gar nicht neu. Die europäische Verpflichtung zum Hochwassermanagement gilt seit 2007. Und deshalb gibt es klare Vorgaben für Neu- und Umbauten am „Risikogewässer“. Im Klartext: Häuser müssen wasserdicht gebaut sein. Und darum scheint es hier zu gehen. Gibt es spezielle Interessen von Anwohnern oder Bauunternehmen? Will  jemand bauen, wo es derzeit nicht geht oder teuer ist?

Diese Frage wird die Politik laut stellen müssen, denn es ist nicht einzusehen, dass bis zu 300 Bäume fallen sollen, um eher seltene Hochwasser zu verhindern oder genauer: um bestehende Bauvorschriften ändern zu können. 300 gesunde Bäume in einer Zeit, in der Klimaschutz groß geschrieben und um jedes grüne Blatt gekämpft wird. Das wäre politisch instinktlos.

Erste Parteien und Ratsgruppen haben bereits protestiert, viele Opladener Heimatfreunde schütteln verständnislos mit dem Kopf. Eine Bürgerbeteiligung soll folgen, in der die Pläne offengelegt werden. Die Zeit und das Geld könnte man sich sparen.

Apropos sparen: Zuletzt hatte der Stadtrat mit denkbar knapper Mehrheit beschlossen, Leverkusen einen Beinamen zu geben: „Stadt der Vielfalt“ sollte es schließlich sein. Also etwas, das keinem weh tut und das völlig austauschbar auch für andere Städte gelten könnte. Ans Geld hat man dabei nicht gedacht. Denn sämtliche Ortsschilder müssten nachträglich verändert werden. Nun sollen die Kosten geprüft werden. Wie gesagt: lieber sparen. 

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