Leverkusen In Leverkusen hat es sich ausgetrödelt

Leverkusen · Seit 2016 gab es keinen gewerblichen Trödelmarkt mehr in der Stadt. Grund: Die Auflagen der Verwaltung sind zu hoch.

 Kitsch und Kurioses findet man auf jedem Trödel. In Leverkusen gibt es aber seit zwei Jahren keine gewerblichen Märkte mehr.

Kitsch und Kurioses findet man auf jedem Trödel. In Leverkusen gibt es aber seit zwei Jahren keine gewerblichen Märkte mehr.

Foto: Kirschstein (Archiv)

Für Generationen von Leverkusenern war es jahrzehntelang eine liebgewonnene Tradition, sonntags auf einem der wöchentlichen Trödelmärkte nach Schnäppchen Ausschau zu halten. Das ist in der näheren Umgebung auch weiterhin Brauch. Nur in Leverkusen sucht der Trödelfan seit einigen Jahren vergeblich nach einem entsprechenden Angebot.

Seitdem die Stadt 2015 die Auflagen für gewerbliche Trödelmärkte erhöhte, haben sich die entsprechenden Veranstalter sukzessive zurückgezogen. Das bestätigt auch eine Anfrage an die Stadt: "Zurzeit", heißt es in der Stellungnahme der Verwaltung, "finden in Leverkusen keine offiziellen gewerblichen Trödelmärkte statt."

Volker Weitz, Geschäftsführer des Veranstaltungsunternehmens "Melan macht Märkte", wundert das nicht. Auch er und sein Team organisierten über Jahre sehr gut laufende Trödelmärkte in Leverkusen. An schwindender Resonanz lag es nicht, dass er sich aus der Stadt zurückzog. "Der primäre Hinderungsgrund war die geforderte Baugenehmigung."

Weil Parkplätze großer Märkte für einen Tag nicht als Park- sondern Verkaufsfläche genutzt werden, fordert die Stadt seit 2016, einen entsprechenden Antrag auf Baunutzungsänderung zu stellen. Vollkommener Blödsinn, findet Weitz. "Dass es Auflagen geben muss, ist in Ordnung und gut, aber die sollten moderat sein." In anderen Städten funktioniere es schließlich auch. "Auch in Leverkusen hat es über viele Jahre funktioniert. Jeden Sonntag gab es einen größeren Markt in einem anderen Stadtteil - von der Stadt gut geregelt." Warum das geändert wurde, kann er nicht nachvollziehen. "Dahinter steckt System", vermutet er. Denn dass Veranstalter grundsätzlich kein Interesse daran hätten, in Leverkusen etwas anzubieten, oder - wie vom Ordnungsamt 2016 auf Anfrage von Opladen Plus geäußert - "davon ausgegangen werden muss, dass die Örtlichkeiten nicht lukrativ genug sind", streitet Weitz ab. "Das Interesse ist nicht da, weil die Auflagen zu hoch sind." Viele Anbieter würden sich seiner Meinung nach nicht an die Auflagen herantrauen, für andere sei es wirtschaftlich nicht zu stemmen.

Hans-Jürgen Tulke findet es schade, dass es keine Trödelmärkte mehr in Leverkusen gibt. Der Rentner war über zehn Jahre regelmäßig mit seiner Frau Erika auf großen Märkten in der Stadt präsent, wo sie als private Hobbytrödler Dinge veräußerten, die sie zu Hause nicht mehr brauchten. "Drei, vier Mal im Jahr haben wir das gerne gemacht", erzählt er. "Weil es einfach Spaß gemacht hat, ein paar Mark dabei herumgekommen sind und man andere Leute mit seinen Sachen erfreuen konnte."

Zuletzt war das aber in der Heimatstadt nicht mehr möglich. "Als hier nichts mehr stattfand, haben wir bei Trödelmärkten in Refrath und Paffrath bei Bergisch Gladbach mitgemacht." Nun haben sie ihr Hobby aufgrund ihres Alters (beide sind Mitte 70) zwar aufgegeben, einen vernünftigen Trödelmarkt in der eigenen Stadt würden sie sich dennoch wünschen, sagt Hans-Jürgen Tulke. "Nicht, weil ich da unbedingt was kaufen will. Aber weil es einfach immer eine schöne Atmosphäre war und es Spaß gemacht hat."

Als Verlust bewertet es auch Bürgermeister Bernard Marewski (CDU): "Ich bin früher auch gerne auf Trödelmärkte gegangen und finde sie grundsätzlich sinnvoll, weil Menschen zueinanderfinden und ihre Gegenstände unter die Leute bringen." Derzeit stünden die Auflagen von Trödelmärkten nicht auf der Agenda des Stadtrates, und generell gebe es bei den Auflagen nun mal wenig Spielraum für alle Veranstaltungen, räumte Marewski ein.

"Was ich aber grundsätzlich bei der Verwaltung als Dienstleister vermisse", sagt der Politiker weiter, "sind kreative Lösungsansätze - natürlich im legalen Rahmen - im Sinne der Bürgerschaft."

(RP)
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