Leverkusen In der Sardinenbüchse ins UFO

Leverkusen · Von gewöhnungs- bis verbesserungsbedürftig: Die Rathaus-Aufzüge sind vor allem eng, die Fluchtwege führen in kahle Gänge mit unbeschrifteten Türen. Dafür muss in der Stadtbücherei niemand mehr die Schamesröte fürchten.

Schon am Vormittag wurde es eng: Eine Dame, die mit Rollstuhl ins Bürgerbüro wollte, musste millimetergenaue Rangierarbeit leisten. "Das mit dem Aufzug", sagte eine Stadt-Mitarbeiterin, "ist ein Problem. Aber das müssen wir wohl so hinnehmen." Schmal und klein. Das sind wesentliche Eigenschaften der Aufzüge, die vom Rathaus-Eingang ins Verwaltungs-Ufo führen. Steigen acht Erwachsene ein, wird der Lift zur Sardinenbüchse. Engpässe sind programmiert, und es gab sie schon am Wochenende: "Mit den Aufzügen mussten wir beim Umzug alle Schränke nach oben fahren", berichtete ein Mann vom Bürgerbüro.

Lucia Werder hat es besser. Sie leitet die frisch renovierte und gestern wiedereröffnete Stadtbibliothek-Zentrale, die nun über eine breite Treppe vom Erdgeschoss des Einkaufszentrums zu erreichen ist. Rund um die Regale bereichert zwar noch manch Bauarbeiter die Szenerie. Aber: "Im Großen und Ganzen hat mit der Renovierung alles geklappt", sagt Werder und präsentiert die kleine Fließbandanlage, die die an den drei Automaten (einer davon ist auch außerhalb der Öffnungszeiten verfügbar) zurückgegebenen Medien vorsortiert.

Auch das Ausleihen kann nun auf elektronischem Weg vorgenommen werden. Das verkürzt die Wartezeiten für die Kunden, entlastet die Mitarbeiter hinter der neuen Informationstheke und bewahrt künftig manchen Benutzer vor Schamesröte im eigenen Gesicht. Zwar sei Diskretion immer groß geschrieben worden in der Bibliothek, sagt Werder, "aber manch ein Kunde, der sich einen Scheidungs- oder Sexual-Ratgeber ausleiht, macht das lieber an einem Automaten". Nicht nur diese Art von Ratgebern, sondern fast alle 72 000 Medien haben durch die Renovierung einen neuen Standort erhalten.

Fluchtweg abgeschirmt

Die Liste mit Gewöhnungsbedürftigem ist eben lang. Ziemlich weit oben stehen die neuen Wegebeziehungen. Verwaltungsmitarbeiter suchten gestern nach der kürzesten Verbindung zwischen Büro und Einkaufszentrum (die dürfte über die Parkebenen führen). Ein spannender Blick hinter die Kulissen der Rathaus-Galerie bot sich dem, der den Fluchtweg vom Bürgerbüro nach unten antrat: Kahle Gänge führten zu unbeschrifteten Türen, hinter denen sich etwa Abstellkammern mit Kehrmaschinen verbargen. Damit war es im Laufe des Tages aber vorbei: Dann wurde der Fluchtweg von Sicherheitspersonal abgeschirmt.

(RP)
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