Historischer „Me Too“-Prozess: Berufungsgericht hebt Urteil gegen Harvey Weinstein auf
EILMELDUNG
Historischer „Me Too“-Prozess: Berufungsgericht hebt Urteil gegen Harvey Weinstein auf

Hey Walter Hier treffen sich die Amigos

Das „Hey Walter“ besticht durch ein wohliges Sammelsurium, gemütliche Atmosphäre und südamerikanisches Flair.

 Walter Alejandro DiCara hat sein „Hey Walter“ 2017 eröffnet. Seine Stammgäste lieben das außergewöhnliche Flair des Cafés.

Walter Alejandro DiCara hat sein „Hey Walter“ 2017 eröffnet. Seine Stammgäste lieben das außergewöhnliche Flair des Cafés.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Früh morgens, wenn das Bahnstadt-Café „Hey Walter“ um 6 Uhr seine Türen öffnet, warten bereits die ersten Gäste. An der Theke ordern sie Frühstück, nehmen sich einen Pott aus dem Regal an der Wand und füllen ihn mit Kaffee aus der großen Kanne. Die Tassen tragen das Konterfei des Mannes, der seine Gäste grundsätzlich „Amigos“ nennt.

Walter Alejandro Di Cara betreibt das Café seit August 2017 mit Liebe und Leidenschaft. Er hat einen argentinischen Vater und eine italienische Mutter, beide haben sich in Köln kennengelernt. Walter wurde vor 36 Jahren in Opladen geboren, kann seine Wurzeln aber nicht verleugnen. Deutlich wird das vor allem mittwochs, wenn die Stühle flugs zur Seite gestellt werden und sich das Café in ein Salsa-Tanzlokal verwandelt. Rund 20 Gäste zwischen 20 und 70 Jahren sind zur Stelle, um sich nach den Rhythmen von lateinamerikanischer Musik zu bewegen und Salsa zu tanzen.

Die Könner kommen natürlich erst nach Walters Einführungsunterricht. „Ich liebe und verstehe Salsa“, ist Grund genug für ihn, sein Wissen an andere Leute weiterzugeben. Ihm liegt der besondere Takt im Blut. „Bei Salsa sind Rhythmus und Gefühl wichtig. Denn man tanzt nicht nur mit Beinen und Hüften, sondern auch mit Kopf und Herz“, beschreibt Walter, der bereits den Kindern in seiner ehemaligen Schlebuscher Schule das Tanzen beigebracht hat.

Schon früh musste Walter sein eigenes Geld verdienen. Mit 14 arbeitete er in einem Getränkemarkt, mit 17 in einem Supermarkt. Ab 2011 übernahm er ein gut laufendes Büdchen in der Manforter Straße, dass er zugunsten des Bahnstadt-Cafés aufgab. Als er den idealen Raum für sich entdeckte „hat es in meinen Händen gekribbelt, ich wollte den Laden unbedingt.“ Und er hatte Glück. Der Vermieter vertraute ihm und war überzeugt, dass er das Geschäft ans Laufen bringen würde.

Der Plan ist aufgegangen. An einem kleinen Kiosk werden Eis, Süßigkeiten, Zeitungen und Zigaretten verkauft. Täglich gibt es frische Backwaren, Samstag und Sonntag lecker Kuchen. Täglich wechselnde Speisen werden in einer kleinen Küche frisch zubereitet. Mal steht Currywurst mit Bratkartoffeln und Salat auf der Tageskarte, dann wieder bereitet sein Verwandter und Küchenhelfer Giuliano Di Cara Mahlzeiten mit Hähnchen, gebratenem Gemüse und Reis zu. Dazu werden heiße und kalte Getränke mit und ohne Alkohol serviert.

Walter fing klein an. Die Stühle besorgte er aus einem alten Lagerraum von der Pferderennbahn in Neuss. Die Tische stammen aus einer ehemaligen Gaststätte in Quettingen, Lampen holte er aus Holland und Belgien. Die Seidenmalerei an der Wand stammt von Mama Francesca. „So langsam bekomme ich hier eine gute Linie rein“, meint Walter zum Sammelsurium wie in einer Studentenkneipe. Walter offenbart: „Es sind Ideen, die ich in anderen Cafés entdeckte und die mir gefallen haben.“

Den „Amigos“ gefällt’s ebenfalls. Allerdings kommen sie weniger wegen der originellen Einrichtung, sondern vor allem wegen der angenehmen Atmosphäre. „Ein Ort zum wohl fühlen und relaxen“, lobt Ilse. Und sie kommen wegen Walter. „Ich habe ein sehr gutes Gedächtnis und kenne die Wünsche meiner Stammkunden“, sagt er. „Ich kenne viele private Geschichten und manchmal holen sich Leute bei mir sogar einen Rat. Das ist krass und echt cool.“

Den persönlichen Kontakt mit den Gästen will Walter weiter pflegen, auch wenn sich der Kundenstamm mit dem Einzug der Studenten auf dem Campus vergrößert. Das Café selber will er auf keinen Fall vergrößern. „Lieber klein und fein und genügend Zeit für die Kunden“, lautet seine Devise. „Viele Kunden sagen, man fühlt sich hier wie zu Hause. Ich fühle mich hier jedenfalls zu Hause und will gar nicht mehr weg.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort