Leverkusen Im Chempark sind E-Bikes verboten

Leverkusen · Parkbetreiber Currenta überdenkt das Thema E-Bikes hinterm Werkszaun wegen vieler Nachfragen aber nochmal.

Das wäre wohl der größte Chor der Welt, wenn die Nutzer der 10 000 roten und schwarzen Werksfahrräder oder des eigenen Drahtesels im Chempark gleichzeitig "Ja, wir san mim Radl da" singend durch die Werkstore fahren würden. Sie dürften allerdings nicht singen "Ja mir san mim E-Bike da" — denn die sind ebenso wie Pedelecs hinter dem Werkszaun verboten. Bisher. Beim Chempark-Betreiber wird das Thema E-Bike auf dem umschlossenen Werksgelände ja oder nein diskutiert, sagt Currenta-Pressesprecher Michael Nassenstein.

Während im öffentlichen Teil des Geländes, also etwa auf der Kaiser-Wilhelm-Allee, Zweiräder aller Art erlaubt sind, dürfen "private kraftbetriebene Zweiräder nicht auf das umschlossene Werksgelände", zitiert Nassenstein die Verkehrsordnung des Geländes. "Es gibt eine Ausnahme: Wer vor dem Werkstor den Akku abnimmt, darf mit dem Pedelec einfahren. Als Grund nennt Nassenstein Unfallrisiken und Sicherheitsgründe.

Gerti Völker vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) Leverkusen empfiehlt Radlern, die sich ein Pedelec anschaffen "auf jeden Fall eine Probefahrt. Ein Pedelec zu fahren, das ist doch etwas anderes als radfahren." In China habe sie die fast geräuschlosen Pedelecs überall angetroffen. "Als Fußgänger muss man da gehörig aufpassen, weil sie sich eben so leise und rasch nähern." Generell seien Pedelec und E-Bike eine Erleichterung für Menschen, die etwa eine Behinderung haben, aber nicht aufs Rad verzichten mögen", sagt die Öffentlichkeitsreferentin. "Es gibt bei uns immer mehr Teilnehmer an Touren, die mit dem Pedelec mitfahren." Und offenbar immer mehr Beschäftigte im Chempark, die gerne mit dem privaten E-Bike oder Pedelec zur Arbeit aufs Werksgelände fahren würden. Normale private Drahtesel sind seit einiger Zeit neben den Werksfahrrädern im umzäunten Werksgelände erlaubt. Hierfür brauchen im Chempark Beschäftigte laut Nassenstein keine gesonderte Zufahrtsberechtigung. "In jüngerer Zeit gab es immer wieder Nachfragen nach E-Bikes und Pedelecs", sagt er. "Deswegen wird das Thema derzeit besprochen."

Diskutiert ist nicht gleichzusetzen mit genehmigt. Wer etwa außerhalb des Sichtbereichs eines Werkstores den Akku wieder ans Pedelec anschließt und erwischt wird, verstößt gegen die Verkehrsordnung und muss mit einer Belehrung rechnen. Ähnlich ergeht es Autofahrern auf dem umzäunten Gelände, wenn sie schneller als das erlaubte Tempo 30 fahren — im Chempark gibt es Radarkontrollen vom Werkschutz — oder andere Verkehrsverstöße begehen "wie Falschparken oder Ausfahrt-Blockieren", berichtet der Currenta-Sprecher. "Eine Punktedatei wie in Flensburg gibt es nicht."

Wer noch ein zweites Mal auffällt, der müsse damit rechnen, dass sein Vorgesetzter informiert werde. Dieser könne Konsequenzen ziehen — vom Gespräch bis zum Einschalten eines Psychologen, sagt Nassenstein. Merkt aber an, dass Rowdytum im Chempark nicht vorkomme. "Dem Werkschutz ist seit Jahren kein Fall von gravierenden Verkehrsverstößen mit Rad oder Auto bekannt." Rund 4000 Zufahrtsberechtigungen gebe es für den Standort Leverkusen — für Autos von Mitarbeitern der Firmen im Chempark, für Fremdfirmen, Dienstfahrzeuge und Polizei und Feuerwehr.

Außerhalb des Werkszauns auf der Privatstraße Kaiser-Wilhelm-Allee kontrolliert die Stadt "auf Antrag Parkverstöße, nicht Geschwindigkeit", sagt Stadtsprecherin Ariane Czerwon. Das "Knöllchen"-Geld, gehe an die Stadt.

(RP)
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