Herr Reul, wie fühlt man sich als Don Quijote, der Attacken gegen Uhrzeiger reitet?

Reul (lacht) Machen Sie sich nur lustig. Das ändert aber auch nichts daran, dass die in den 80er Jahren von den europäischen Staaten beschlossene Sommerzeit ihr Ziel nicht erreicht hat. Energie sparen? Das hat mit der Uhrumstellung nicht funktioniert. Einfach weiterzumachen ist also Blödsinn. Zumal die Umstellung zweimal im Jahr viele negative Begleiterscheinungen hat – von der Belastung für den Biorhythmus angefangen bis hin zur Häufung von Verkehrsunfällen.

Aber können Sie als Einzelkämpfer denn überhaupt etwas ausrichten?

Reul Sie würden sich wundern, wie viele Mitstreiter ich bei diesem Thema inzwischen vorweisen kann. Sogar auf dem Bundesparteitag der Grünen hat es jetzt dazu einen Antrag gegeben. Und auch international ist die Sommerzeit umstritten.

Warum wird sie dann nicht rückgängig gemacht?

Reul Weil es schon einer Art politischen Tsunamis bedarf, bis in Brüssel Regelungen, die einmal beschlossen worden sind, zurückgenommen werden, egal wie unsinnig sie sein mögen. So lange es sich um kleinere Themen handelt, sind die Entscheidungen scheinbar festzementiert.

Mal ehrlich: Ist es nicht toll, im Sommer gegen 22 Uhr noch im Hellen draußen auf der Terrasse mit einem Glas Wein zu sitzen und den Abend zu genießen?

REul Das können Sie auch um 21 Uhr.

Wie bereiten Sie sich denn auf die Umstellung auf Winterzeit an diesem Wochenende vor?

Reul Ich habe mir gestern den Vortrag einer Biologin angehört, die sich mit dem Thema beschäftigt. (lacht) Die Veranstaltung war übrigens im Düsseldorfer Uhrenmuseum.

PETER KORN FÜHRTE DAS GESPRÄCH.