Leverkusen Hubschrauber: Am Klinikum wird es lauter

Leverkusen · Bezirksvertreter Günter Nahl (SPD) sorgt sich um die Nachbarn des Klinikums Schlebusch. Das Krankenhaus an der Dhünn will im Zuge des Ausbaus auf einem neuen Gebäudeteil einen Hubschrauber-Landeplatz anlegen. Nach den bisherigen Angaben sind bis zu 150 Starts und Landungen pro Jahr geplant. "Ich bin erstaunt über diese Zahl", sagte Nahl, der in der Nähe des Krankenhauses wohnt.

Leverkusen: Hubschrauber: Am Klinikum wird es lauter
Foto: Stadt/RP

Der SPD-Vertreter sieht offenbar schon Bürgerbeschwerden aufkeimen: Die Anwohner sollten von der Stadtverwaltung frühzeitig über die Hubschrauber-Auswirkungen informiert werden. Der unvermeidbare Lärm der Helikopter treffe Siedlungen, die ohnehin vom Bahnlärm schon gebeutelt seien, sagte Nahl jetzt in der Bezirksvertretung III. Die Stadt will die neuen Klinikum-Pläne in einer Bürgerversammlung vorstellen.

Schon in früheren Jahren verfügte das "Städtische" über einen Landeplatz. Er lag ebenerdig in der Nähe der heutigen Krankenwagenzufahrt. Wegen der inzwischen verengten baulichen Situation lief die Betriebsgenehmigung für diesen Platz aus. Bezirksvorsteher Raimund Gietzen warb dafür, dem Klinikum die gewünschten Ausbaumöglichkeiten zu genehmigen. Dazu biete der jetzt diskutierte Bebauungsplan die Chance. Der Gesundheitsmarkt verändere sich, das Krankenhaus müsse wettbewerbsfähig bleiben und sich vergrößern können. Genauso argumentiert derzeit auch Baudezernentin Andrea Deppe: Das Klinikum sei ein Gewerbebetrieb, der sich entwickeln müsse. Deshalb wolle die Stadt vom Stadtrat einen Bebauungsplan verabschiedet sehen, der die rechtlichen Rahmenbedingungen für die nächsten 15 Jahre sichere.

Bei dem Hubschrauberbetrieb treffen zwei Forderungen aufeinander: Die Rettungskräfte fordern einen schnellen Zugang aus der Luft für das Klinikum, das immerhin ein Haus der Grundversorgung mit vielen Spezialisten ist. Der Notarzt müsse mit schwer kranken Patienten landen können. Da die Kölner Kliniken oft ausgelastet sind und Patienten abweisen, dürfte sich bei Inbetriebnahme des neuen Landeplatzes ein spürbarer Bedarf entwickeln.

Der Forderung nach schneller Versorgung auch durch Hubschraubereinsätze steht das ohnehin stark belastete Ruhebedürfnis der Nachbarsiedlungen entgegen, befürchtet auch Politiker Nahl. Drei der bisher bekannten Flugrouten führen direkt über Schlebuscher Wohngebiete hinweg. Die vierte Flugroute entlang der Dhünn versorgt Alkenrath mit dem unvermeidbaren Fluglärm.

Die Klinikum-Leitung geht von 70 Landungen am Tag und vier in der Nacht innerhalb von sechs Monaten aus. Die Grenzwerte nach Fluglärmgesetz können eingehalten werden, heißt es. Maximal liege der Hubschrauberlärm für Anwohner bei 82 dB(A), für Patienten unter dem Landeplatz bei 92 dB(A). Hörschäden sind ab 95 dB(A) möglich.

Als es den alten Landeplatz vor dem ehemaligen Haupteingang noch gab, nutzten Klinikumärzte, speziell die Kardiologen, Krankentransport-Hubschrauber, um Herzkranke möglichst schonend in entfernte Kliniken auszufliegen. So konnten Herzeingriffe relativ schnell organisiert werden. Der Rücktransport erfolgte meist auch per Hubschrauber, auch "Tauchert-Airline" genannt.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort