Zum 95. Geburtstag Großonkel Bruno Wiefel

Opladen · Charakterkopf, Bürgermeister, Bundestagsabgeordneter. Bruno Wiefel ist auch ein Mann, der dem OGV unter die Arme griff.

 1969 kam Willy Brandt wieder nach Leverkusen zum Wahlkampf. An seiner Seite: Bruno Wiefel (Mitte) und Bruno Krupp.

1969 kam Willy Brandt wieder nach Leverkusen zum Wahlkampf. An seiner Seite: Bruno Wiefel (Mitte) und Bruno Krupp.

Foto: Bergischer Geschichtsverein

Bruno Wiefel ging als letzter Bürgermeister von Opladen in die Geschichte des jetzigen Stadtteils ein. In knapp einer Woche würde Wiefel 95 Jahre alt. In der Villa Römer hielt OGV-Vorsitzender Michael Gutbier daher einen Vortrag über seinen einstigen guten Freund. Wiefel nämlich half beim Start des Opladener Geschichtsverein (OGV) maßgeblich mit.

Es ist Mai 1980 und ein neugieriger Junge schüttelt Bruno Wiefel die Hand. Er und seine Freunde trauen sich an den Politiker heran, weil er nahbar wirkt, weil er zuhört. Michael Gutbier ist der Junge. Er trägt Wiefel seine Anliegen vor: die Geschichte seines Wohnorts näher erfahren. Sechs Jahre zuvor war Opladen in Leverkusen eingemeindet worden. Gutbier und seine Freunde verstanden die Aufregung nicht, wollten die Hintergründe erfahren. Und Wiefel, zu diesem Zeitpunkt Bezirksvorsteher und Mitglied des Bundestags – erst Verkehrs-, dann Verteidigungsausschuss, der mit den ganz Großen der Deutschen Politik wie Brandt und Schmidt gearbeitet hatte –, nahm sich Zeit, unterstützte die Knirpse und stellte einen einflussreichen Fürsprecher. „Ohne ihn wäre der Verein nicht da, wo er heute ist“, betont Gutbier. Wiefel gilt also als so etwas wie der Großonkel des OGV. So wie er wohl für viele Opladener als einer der wenigen Politiker gilt, die Menschen begeistern konnten. Als er einst mit Willy Brandt in einem offenen Wagen durch die Stadt fuhr, winkten dem Duo Hunderte zu.

Als Wiefel am 23. September 2001 starb, berührte das dementsprechend viele Opladener. Die Bilder des 11. September in den USA waren die Letzten, die der 76-Jährige sah. Er brach kurz darauf zusammen und wurde ins Krankenhaus eingeliefert. „Die verstörten ihn“, berichtet Gutbier. So ging einer der charismatischsten Politiker seiner Zeit. Dessen Vater fand 1935 Arbeit im Ausbesserungswerk, so kam der junge Wiefel ins heutige Leverkusen, wo er die Schule besuchte, aber kein Abitur machte. Dennoch gelang es ihm, eine fliegerische Ausbildung zu absolvieren. In den Folgejahren diente Wiefel als Soldat und saß in britischer Kriegsgefangenschaft.

 Eine private Aufnahme: Bruno Wiefel und seine Frau Marianne vor ihrer Steinsammlung. Der beliebte Politiker aus Opladen starb 2001.

Eine private Aufnahme: Bruno Wiefel und seine Frau Marianne vor ihrer Steinsammlung. Der beliebte Politiker aus Opladen starb 2001.

Foto: Reinhold Braun/Archiv Reinhold Braun
 An dem hielt er fest: Wiefel nahm seinen Bundestagssitz, also den tatsächlichen Stuhl mit Pult, aus Bonn mit.

An dem hielt er fest: Wiefel nahm seinen Bundestagssitz, also den tatsächlichen Stuhl mit Pult, aus Bonn mit.

Foto: Seibel, Peter (sb)
 Das Wahlplakat der SPD und Wiefel von Mitte der 60er Jahre.

Das Wahlplakat der SPD und Wiefel von Mitte der 60er Jahre.

Foto: Reinhold Braun/Archiv Reinhold Braun
 Der Opladener Marktplatz wird zur Bühne für große Politik: Willy Brandt unterstützte 1965 den Wahlkampf von Wiefel.

Der Opladener Marktplatz wird zur Bühne für große Politik: Willy Brandt unterstützte 1965 den Wahlkampf von Wiefel.

Foto: Reinhold Braun/Archiv Reinhold Braun
 SPD-Treffen mit Lokalpolitiker Heinz-Gerd Bast, Herbert Wehner und Bruno Wiefel.

SPD-Treffen mit Lokalpolitiker Heinz-Gerd Bast, Herbert Wehner und Bruno Wiefel.

Foto: Reinhold Braun/Archiv Reinhold Braun

Ein Offizier der Labour Party hatte dabei großen Einfluss auf ihn – und so begann nach seiner Rückkehr im Jahr 1947 die Politkarriere des Bruno Wiefel durch gewerkschaftliches Engagement im Ausbesserungswerk. Sie gipfelte im Amt des Opladener Bürgermeisters (1958 bis 1974), weiteren 14 Jahren als Bezirksvorsteher, und der Mitgliedschaft im Bundestag (1965 bis 1987).

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