Hitdorf Hitdorfer Streichholznostalgie

Hitdorf · Der ein oder andere Sammler von Streichholzschachteln wird unter seinen Schätzen gewiss auch zwei Pappdöschen aus Hitdorf haben.

Denn über 100 Jahre lang standen dort gleich zwei Zündhölzchenfabriken. Was von den Manufakturen übrig ist eine historische Spurensuche.

Viel erinnert nicht mehr daran, dass Hitdorf einst zwei große Zündholzfabriken beherbergte. Der Schriftzug "Joh. Salm & Co.", der das Produktionsgebäude an der Langenfelder Straße zierte, ist mit weißer Farbe überpinselt worden. Im Inneren haben sich unter anderem ein Reifenhändler und ein Kfz-Service angesiedelt.

Neben dem Fabrikgelände, dort, wo sich früher die drei weißen Werkshäuser mit den zugehörigen Schrebergärten für die Mitarbeiter befanden, haben in diesen Tagen Landschaftsbau- und Landtechnikunternehmen ihren Standort.

170 Jahre ist es her, dass der Nagelschmied Bernhard Salm seine Zündholzfirma gründete. In der Anfangszeit wurden die Hölzer im Haus Busch und der dahinterliegenden Fabrikhalle in der Hitdorfer Straße hergestellt. Im Fertigungsgebäude sind heute die Kita "Die Rheinpiraten" und das "matchboxtheater" beheimatet.

Der Name der Spielstätte (Streichholzschachtel-Theater) dürfte das einzige sein, das noch auf die Vergangenheit des Ziegelbaus erinnert. 1905 verlagerte sich "Salm & Co." — zu dieser Zeit unter Leitung von Johann Salms Schwiegersohn Fritz Middelanis — wegen Platzmangels an die Langenfelder Straße.

Fähre "Fritz Middelanis"

Middelanis war in Sachen Ehrenämtern vielseitig aktiv und setzte sich unter anderem dafür ein, den Fährbetrieb in Hitdorf nach dem Zweiten Weltkrieg wiederzubeleben. Zum Dank ist sein Name bis heute auf der Rheinfähre verewigt. Aufgelöst wurde die Firma von seinem Sohn Johannes Middelanis 1970.

Die Salmsche Zündholzmanufaktur war nicht die einzige in Hitdorf: 1843 gründete Johann Michael Fitzen eine Fabrik. Das alte Backsteingebäude an der Hitdorfer Straße zeigt sich noch in seinem ursprünglichen Zustand; mittlerweile befindet sich in der ehemaligen Manufaktur ein Kaminunternehmen. Unter den Brüdern Paul und Ernst Fitzen existierte diese Zündhölzchenfabrik ebenfalls bis 1970.

Dokumente der Nachfahren

Der Zündholzvergangenheit des Leverkusener Stadtteils hatte sich der Hitdorfer Heimatverein vor fünf Jahren angenommen: In der Sonderausstellung "Hitdorfer Brauwesen, Hitdorfer Zigarren- und Tabakfabrikation und Hitdorfer Zündholzherstellung" wurde den Besuchern die Geschichte des Industriezweigs nähergebracht. Gezeigt wurden im Museum "Türmchen Am Werth" etwa alte Dokumente, Bilder aus den Fabriken und Streichholzschachteln.

Organisator Bernd Bilitzki hatte etwa 30 Artikel aus seiner Privatsammlung für die Schau zusammengesucht. Auch alte Sägen, mit denen die Holzstämme bearbeitet wurden, gab's zu sehen. Die meisten Exponate waren von den Nachkommen der Familien Salm/Middelanis und Fitzen zur Verfügung gestellt worden.

(RP)
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