Hitdorfer leistet Entwicklungshilfe Ein Quantensprung in der Medizin Perus

Der Hitdorfer Arzt Klaus Roth engagiert sich in seinem Ruhestand für die medizinische Versorgung der Menschen in Südamerika. Diese liegt weit hinter deutschen Standards zurück. Doch die politische Lage verhindert schnelle Hilfe.

 Klaus Roth (3.v.rechts) und Jürgen Nuding (2.v.links) im Kreis ihrer peruanischen Kollegen.

Klaus Roth (3.v.rechts) und Jürgen Nuding (2.v.links) im Kreis ihrer peruanischen Kollegen.

Foto: Roth

Vor fast 25 Jahren stand Klaus Roth als Bauer mit dem Hitdorfer Dreigestirn auf der Bühne. In der karnevalsfreien Zeit ging er seinem Beruf als Leitender Oberarzt in der Urologischen Abteilung des Heilig Geist-Krankenhauses Köln-Longerich nach.

Kurz nach seiner Pensionierung verbrachte er zwei Monate in Peru. Aber nicht nur, um die Sehenswürdigkeiten des Landes zu erkunden. Sondern vor allem, um in der Universidad Nacional (Nationaluniversität) von Trujillo  – mit rund 1,5 Millionen Einwohnern die zweitgrößte Stadt in Peru  – zu arbeiten. Obwohl der 72-Jährige inzwischen nicht mehr am Operationstisch steht, setzt er sein Engagement fort. Zusammen mit seinem Kölner Kollegen Jürgen Nuding (79) hat er sich vorgenommen, das Leben der armen Menschen im Land erträglicher zu gestalten. Aktuell versuchen die Männer, in der Klinik einen radiologisch-urologischen Arbeitsplatz nach europäischem Standard einrichten zu können. Mit Hilfe dieses Röntgentisches gelänge ein Quantensprung in dem Land, das gegenüber deutschen Standards um rund 50 Jahre zurückliegt. „Wir haben einen gebrauchten Tisch geschenkt bekommen und nach Peru transportiert“, beschreibt Roth. Der Neupreis für dieses Gerät – in ganz Peru gibt es bislang nur zwei  – würde 350.000 Euro betragen.

Überdies hat die Spezialfirma Karl Storz aus Tuttlingen, einer der führenden Hersteller, entsprechende Operationsinstrumente im Wert von mehr als 250.000 Euro gespendet. Es gibt nur ein Problem: Die Anlage kommt seit 2014 nicht durch den Zoll. Seither hat die Regierung viermal gewechselt, der gesamte Verwaltungsapparat wurde ausgetauscht. Einmal wäre die Einfuhr beinahe geglückt. Das war, als Nuding mit Staatspräsident Pedro Paulo Kuczynski korrespondierte. Kurz darauf wurde Kuczynski wegen Korruptionsvorwürfen verhaftet.Beide Mediziner sind nach wie vor optimistisch, dass das Vorhaben doch noch gelingt.

Für die Bevölkerung in der Umgebung brächte sie zahlreiche Vorteile. Dann könnten Chirurgen endlich radiologisch-endoskopisch und mit minimalinvasiver Methode – also ohne Bauchschnitt  – operieren. Die Vorteile liegen auf der Hand. Zu ihnen zählen etwa der verkürzte Krankenhausaufenthalt und schnellere Genesung. Für rund 80 Prozent aller Peruaner wäre das perfekt, denn sie sind nicht krankenversichert. Mangels kostenfreiem Gesundheitssystem müssen sie das Geld für Operationen selbst besorgen. Das Durchschnittseinkommen beträgt aber nur etwa drei Dollar am Tag. Somit haben sie weder Mittel noch Möglichkeiten, Medikamente und ärztliche Behandlung zu erhalten, geschweige denn einen Krankenhausaufenthalt bezahlen zu können.

Einwohner werden abgewiesen, obwohl Lebensgefahr besteht. „Die Ärzte vor Ort haben oft gar keine Ahnung, wie schlecht es den Menschen geht“, sagt Nuding. Und beschreibt die Geschichte eines jungen Familienvaters, der drei Tage nach seinem Besuch im Krankenhaus an einer Blinddarmentzündung gestorben ist. An dieser Stelle kommen die modernen Operationsmethoden ins Spiel, dank derer mittellose Patienten schon kurz nach dem Eingriff entlassen werden können.

Für Roth und Nuding steht schon fest: „Wir wollen das weiter tun, solange wir leben.“ Als nächstes ist die Anschaffung einer Steinzertrümmerungsmaschine zur Behandlung von Nierensteinen geplant. Klaus Roth sagt: „Dann haben die Urologen vorerst alles, was sie brauchen.“ Anschließend werde man wohl den Gynäkologen und Chirurgen der Universität unter die Arme greifen müssen, vermuten die Fachärzte und sind überzeugt: „Das ist Hilfe zur Selbsthilfe und besser als alles, was man sonst tun könnte.“

Dank ist den beiden Deutschen gewiss. Die Freude, schildern sie übereinstimmend, wenn sich die Patienten in Peru mit leuchtenden Augen bedanken, sei fast nicht zu beschreiben.

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