Hitdorf Hitdorf: Gänse vor dem Abschuss?

Hitdorf · Am Unterbacher See Düsseldorf und in Duisburg hat die Obere Jagdbehörde bereits eine "befristete Aufhebung der Schonzeit" für Kanada-Gänse verfügt. Ein Signal? Auch am Hitdorfer Freizeitsee verunreinigen die Tiere die Liegewiesen.

Im Schatten unter den Bäumen haben es sich viele Badegäste gemütlich gemacht — auf Handtüchern, einige haben sich sogar Campingstühlchen mitgebracht. Mindestens ebenso gemütlich pickt wenige Meter weiter eine Schar Kanada-Gänse im Gras. Zurzeit ein Bild, das sich am Hitdorfer Freizeitsee täglich wiederholt. Idylle pur, sollte man meinen. Von wegen.

Nur drei Autobahnausfahrten weiter nördlich, am Unterbacher See, hat die Obere Jagdbehörde jetzt eben solche Kanada-Gänse zum Abschuss freigegeben. "Befristete Aufhebung der Schonzeit", lautet der Fachterminus. Denn eigentlich dürfen die Tiere, von denen viele augenblicklich Junge haben, bis Anfang November nicht geschossen werden.

Doch weil die Gänse am Unterbacher See in diesem Jahr zur Plage wurden, Wiesen und Wasser verkoteten, zog der zuständige Landesbetrieb "Wald und Holz" auf Antrag des Zweckverbands jetzt die "Notbremse".

Bisher kein Antrag aus Leverkusen

Gleich mehreren Anträgen dieser Art hat die Obere Jagdbehörde in diesem Jahr bereits entsprochen, unter anderem einem von der Stadt Duisburg. Ist ein solches Szenario auch für Hitdorf denkbar?

"Uns liegen bisher keine Anträge von dort vor", betont eine Sprecherin. Man prüfe außerdem jeden einzelnen Fall sehr restriktiv: "Nur bei Gefährdung der Badegäste durch die Tiere darf geschossen werden." Die sei in Unterbach und Duisburg gegeben.

Und in Hitdorf? Auf bis zu 350 Gänse schätzt Seepächter und Diplom-Biologe Thomas Langer den Bestand an dem Gewässer. "Das ist ein Problem", sagt er. "Die Tiere verdrängen andere Wasservögel und heizen mit ihrem Kot das Algenwachstum an."

Von der Verschmutzung der Wiesen ganz zu schweigen, wie eine Stadtsprecherin ergänzt. "Es ist nicht schön, wenn auch auf den Wiesen überall der Gänsekot herumliegt", sagt sie. Täglich entfernt wie zuletzt am Unterbacher See werde die tierische Hinterlassenschaft aber dennoch nicht: Es sei erfahrungsgemäß weniger gefährlich, den Kot liegen zu lassen, als ihn beim Entfernen aufzuwirbeln. Die Ausscheidungen können Krankheiten übertragen.

Die Stadtsprecherin betont allerdings: "Uns liegt bisher keine einzige Beschwerde aus Hitdorf vor." Und Proben zeigten: "Die Wasserqualität des Sees ist in Ordnung."

Gänse abschießen? Während Pächter Langer mittelfristig keine Alternative dazu sieht, kommt das für Erich Schulz, den Vorsitzenden des Naturschutzbundes Leverkusen (NABU), nicht in Frage. "Wenn wir Menschen die Schönheit der Natur nutzen wollen, müssen wir davon ausgehen, dass auch andere Lebewesen das tun." Statt zu schießen kann sich Schulz allenfalls vorstellen, die Tiere zu vergrämen: "mit Rauch- oder Knallkörpern".

Bis November haben die Gänse in Hitdorf offenbar Schonfrist. Der Landschaftsbeirat will in der nächsten Sitzung aber diskutieren, die Tiere ab dann stärker zu bejagen.

(RP)
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