Hitdorf Hitdorf: 44 Jahre Planung

Hitdorf · Im Januar 1966 wurde erstmalig in Monheim von Baudirektor Steinfels (Fernstraßenneubauamt Düsseldorf) die damalige L 293 n als Umgehungsstraße für Hitdorf, Monheim und Baumberg vorgestellt. Gebaut wurde sie nicht.

Zweck der Umgehungsstraße Straße sollte die Entlastung der drei Orte sein und die Anbindung der bestehenden Gewerbegebiete in Monheim und Baumberg vollziehen. Der Verlauf der Straße begann in Baumberg, verlief fast ausschließlich über Wirtschaftswege nach Monheim, überquerte die Opladener Straße am Baggersee in Richtung Hitdorf bis zur A59 in Rheindorf.

Die Betroffenen (Landwirte, Unternehmer usw.) waren – bei einer Ausnahme – mit dem Plan einverstanden. Nur die Vertreter von Bayer sagten, man würde schriftlich Stellung nehmen. Damit nahm das Unheil seinen Lauf. Die Stellungnahme von Bayer hatte es in sich. Hier wurden zur Sicherung der Wasserleitungen an der geplanten Strecke (Bernsteinstraße) hohe Anforderungen an das Land gestellt, die zu extrem hohen finanziellen Aufwendungen geführt hätten.

Das Land NRW (Fernstraßen-Neubauamt) gaben den Einwänden von Bayer so viel Gewicht, dass man die gesamte Strecke im Bereich von Hitdorf fallen ließ, und den Straßenplaner Professor Reichow beauftragte, einen neuen Straßenverlauf für Hitdorf zu planen (Konkav-Trassierung). Diese Strecke führte etwa an der Grenze Monheim/Hitdorf in westlicher Richtung in einem großen Bogen an die Hitdorfer Wohnbebauung heran, durchschnitt viele Hitdorfer Flurstücke (Äcker) in diagonaler Form und stieß nahe Hitdorfer Friedhof auf die Bernsteinstraße. Diesen wirtschaftlichen Unsinn und diese Einengung des Hitdorfer Ortskerns lehnte ich im Rat der Stadt Monheim ab.

Gericht half den Landwirten

Am 20. Mai 1970 wurde durch Baudirektor Steinfels im Monheimer Rat die neue Straßenführung mit der Begründung erläutert, die Bernsteintrasse (östliche Linie) wäre durch unüberwindliche Schwierigkeiten nicht zu realisieren. In der Ratssitzung am 21. Dezember 1970 wurde nach heftiger Diskussion über die neue Führung der Straße entschieden. Ergebnis: Enthaltung: 2 Stimmen (CDU), dagegen: 3 (CDU), dafür: 28 (18 SPD, 9 CDU, 1 unabhängig). Die Nein-Stimmen und die Enthaltungen waren Hitdorfer CDU-Stimmen.

Der Einleitung der Planfeststellung stand nichts mehr im Wege. Die "Konkavlinie" ließen fünf Hitdorfer Landwirte überprüfen. Am 18. Oktober 1985 erklärte das Oberverwaltungsgericht Münster den Planfeststellungsbeschluss für rechtswidrig. Damit fiel die Planung auf den Stand von 1966 zurück.

Wahrscheinlich durch dieses Urteil ermuntert, bildete sich in Monheim eine Bürgerinitiative, mit dem Ziel, den Ausbau der L 293n auf dem Teilstück zwischen Opladener Straße und Alfred-Nobel-Straße zu verhindern. Es folgte die Klage am OVG Münster gegen den Bebauungsplan. Er wurde auch für rechtswidrig erklärt (19. April 1989). Ein durchgehender Entlastungseffekt aller drei Ortsteile war nicht mehr möglich. Die gesamte Planung hatte sich reduziert auf eine Umgehung von Hitdorf.

Zwischenzeitlich entstand in Monheim-Blee das Bayer-Pflanzenschutzzentrum. Durch den großen Ausbau wurde der Ortsteil Hitdorf mit dem Berufsverkehr stark belastet. Die Städte Leverkusen, Monheim und Bayer einigten sich auf eine Entlastungsstraße, von der Alfred-Nobel-Straße in Monheim weiter auf der ehemals geplanten Trassierung der L 293n bis zur Langenfelder Straße L 43 in Hitdorf. Von hier aus sind es noch 800 Meter bis zur Anschlussstelle der A 59. Die Entlastungsstraße wurde am 23. Juni 1994 eingeweiht. Es zeigte sich bald, dass damit für Hitdorf eine erhebliche Entlastung des Berufsverkehrs einher ging.

Ungelöst blieb bis heute das Teilstück Bernsteinstraße, von der Langenfelder Straße bis zur A 59 in Rheindorf. Hier ist weiter die Problematik wie 1966 vorhanden. In den vergangenen Jahren habe ich an einigen Besprechungen bei der Landesbehörde für den Straßenbau teilgenommen. Immer wieder wurden die gleichen Argumente dort vorgebracht. Man verwies auf zwei voneinander unabhängige Verkehrsgutachten, die beide einen maximal zehnprozentigen Durchgangsverkehr für Hitdorf feststellten. Zudem meint man, dass in 800 Meter Entfernung eine Parallel-Autobahn verläuft, die bei weitem nicht ausgelastet sei und den relativ geringen Durchgangsverkehr von Hitdorf mit aufnehmen kann.

Torso Entlastungsstraße

Dazu gibt es bei dem Ausbau Bernsteintrasse (Jägerhof bis A 59/Rheindorf) große technische, rechtliche und finanzielle Schwierigkeiten. So ist bis zum Jahre 2010 so gut wie nichts konkretes mehr geschehen. Von einer einst gut durchdachten Entlastungsstraße der drei Rheingemeinden ist heute ein Torso übrig geblieben, der einer Lösung bedarf – oder auch nicht.

Hans Kürten vertrat als CDU-Ratsherr viele Jahre die Hitdorfer Belange.

(RP)
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