Volksbühne Bergisch Neukirchen „Hexenjagd“ in der Opladener Festhalle

Opladen · Die Volksbühne Bergisch Neukirchen zeigt ab heute in brillanter Inszenierung das fesselnde Arthur-Miller-Drama über Angst und Verfolgung.

 Mädchen, die willenlos einen rituellen Tanz aufführen – so beginnt die „Hexenjagd“, die die Volksbühne Bergisch Neukirchen auf die Bühne der Festhalle Opladen bringt.

Mädchen, die willenlos einen rituellen Tanz aufführen – so beginnt die „Hexenjagd“, die die Volksbühne Bergisch Neukirchen auf die Bühne der Festhalle Opladen bringt.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Noch nie war ein einstudiertes Stück der Volksbühne Bergisch Neukirchen so umfangreich besetzt, wie das aktuelle Schauspiel. Weit mehr als 20 Laiendarsteller, zwischen 16 und 80 Jahren, wirken bei der „Hexenjagd“ von Arthur Miller mit, die ab heute in der Festhalle Opladen zu sehen ist. Ein fesselndes Drama über Angst, Verfolgung und Gewalt, das, wie eine Zeitreise wirkt und erschreckende Parallelen zur Jetztzeit aufweist.

Düster und finster beginnt das Spiel: Mädchen in weißen Gewändern und geflochtenen Zöpfen liegen verstreut auf der großen Bühne. Im Hintergrund, auf einer Leinwand ist das nächtliche Bild eines Waldes zu sehen. Die Mädchen wachen auf, sammeln sich in dieser mystischen Atmosphäre nacheinander und versammeln sich stumm um eine Feuerstelle. Mittels ihrer Umhänge bringen sie diese zum Glühen. Sie fassen sich an die Hände, beginnen ihre Körper geistesabwesend zu bewegen, es sind rituelle Tänze. Sie trinken Blut, ziehen sich aus, tanzen im Mondschein – bis der Pfarrer des streng puritanischen Ortes Salem, Pastor Parris, sie plötzlich überrascht. Die Mädchen fallen willenlos zu Boden.

In der nächsten Szene erfährt der Zuschauer, dass sich die mysteriösen Ereignisse im Dorf herumgesprochen haben. Die Mädchen, von Fieber und Krämpfen geschüttelt, seien krank oder gar besessen. Hatten die Mädchen im Wald den Teufel angebetet? Exorzist Pastor Hale wird dazu geholt, um die mysteriösen Ereignisse zu untersuchen. Ein Verwirrspiel beginnt, bei dem die Mädchen anfangen, alle Frauen des Dorfes als Hexen zu beschuldigen. Ein Prozess beginnt, den keiner gewinnen kann: Wer nicht zugibt, eine Hexe zu sein, wird gehängt. Misstrauen und Hysterie machen sich breit. Keiner traut keinem mehr. Das ganze Dorf ist in Aufruhr, gesteuert durch Abigail Williams, ein Mädchen, das einen verheirateten Mann für sich haben und die Ehefrau aus dem Weg räumen will.

Der Zuschauer wird eingesogen in das Geschehen und stellt sich ungewollt die Frage, wem der vielen Menschen er selbst noch trauen würde. Begünstigt wird das durch sehr glaubwürdige und temperamentvolle Darsteller, großartige Kostümen, eine minimalistische, aber sehr passende Kulisse und ein schummriges Licht, das sich wie ein Schatten der Ignoranz nahezu bis zum Schluss über die Bühne legt.

Seit Mai hat die Volksbühne das Miller-Stück einstudiert. Ein Werk, das sie vor einigen Jahrzehnten schon einmal aufführten, berichtet Anna Feldhoff (27) von der Volksbühne. Ein anspruchsvolles und sehr textlastiges Stück, das für eine über zweistündige Spielzeit lediglich mit fünf Kulissen auskommt.

Wer wissen will, wie sich die Geschichte entwickelt und wer am Ende gehängt wird, sollte die Vorstellung nicht verpassen.

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