Leverkusen Heizkosten: Der strenge Winter wird richtig teuer

Leverkusen · Leverkusens Mieter müssen mit einer dicken Heizkosten-Steigerung rechnen. Auch die EVL schließt Nachzahlungen bei Gas nicht aus.

Das Aufstöhnen war auch in Leverkusen über viele Wochen hinweg zu hören: "Nimmt dieser Winter denn nie ein Ende?" Die Temperaturen sind seit einigen Tagen zwar angestiegen, doch gestöhnt wird noch immer über die gerade abgelaufene Frostperiode. Denn die dürfte teure Folgen haben.

Der deutsche Mieterbund hat kürzlich eine Berechnung vorgelegt, derzufolge allein für die Nebenkosten-Abrechnung 2012 bis zu 20 Prozent höhere Heizkosten fällig werden. In Häusern mit Gasheizung seien es wahrscheinlich 15 Prozent mehr. Und für 2013 werde noch einmal ein Nachschlag fällig. Auch in Leverkusen? Dort gab man sich beim Energieversorger EVL am Dienstag zurückhaltend.

Ein Sprecher des Unternehmens räumte immerhin ein, "zum gegenwärtigen Zeitpunkt" seien "mögliche Nachzahlungen für den Bezug von Erdgas grundsätzlich nicht auszuschließen". Wie teuer den Kunden das konkret zu stehen komme, wollte er aber nicht sagen. Denn: "Die Statistik der Heizgradzahlen, die der EVL vorliegt, zeigt einerseits, dass es sich 2012/2013 um einen langen Winter handelt. Andererseits hat die EVL zum 1. Oktober 2012 den Arbeitspreis für Erdgas um 0,64 Cent brutto pro Kilowattstunde gesenkt". Hinzu komme, dass die Rechnungen für Gas nicht alle zum gleichen Zeitpunkt erstellt würden, sondern laufend von Januar bis Dezember — je nach Vertragsbeginn. "Einen festen Termin für alle Kunden gibt es nicht. Die Auswirkungen des Winters sind daher zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht absehbar", meint der EVL-Sprecher.

Der Mieterverein Leverkusen und Umgebung geht da schon deutlich weiter. "Dass die Mieter teils kräftig nachzahlen müssen, dürfte ziemlich sicher sein", sagt Geschäftsführer André Juffern. Um 20 bis 30 Prozent habe sich der Preis in den vergangenen drei Jahren erhöht. Was ebenfalls bedeutet, dass die Berater seiner Organisation wieder jede Menge zu tun bekommen werden.

"Betriebskostenabrechnungen machen etwa 80 Prozent unserer Beratungstätigkeit aus", berichtet Juffern — "und davon stellen die Heizkosten wiederum den Anteil mit dem größten Konfliktpotenzial".

Geradezu klassisch sei der Streit zwischen Vermieter und Mieter um die Berechnungsgrundlage in Mehrfamilienhäusern. Legt man 50 Prozent der Kosten auf die Grundfläche um und verteilt die übrigen 50 auf den tatsächlichen Verbrauch oder zieht man einen Schlüssel aus 30 Prozent Fläche und 70 Prozent Verbrauch heran? "Dabei werden die meisten Fehler gemacht", verrät Juffern.

Dr. Thomas Gutknecht, Vorsitzender der Hausbesitzervereinigung "Haus und Grund" Leverkusen, ist ebenfalls mit dem Konfliktpotenzial der Heizkostenabrechnungen bestens vertraut.

Und er weiß auch, dass manch ein Kunde, der sich in den kommenden Wochen über hohe Heizkosten ärgert, in Versuchung geraten wird, das Thermostat künftig herunterzudrehen. "Doch davor kann ich nur warnen", sagt Gutknecht. "Damit vermeidet man vielleicht ein paar zusätzliche Euro auf der Abrechnung, dafür holt man sich aber oft ein anderes Problem ins Haus: Feuchtigkeit. Und wer den Schimmel erst einmal in seinen Wänden hat — für den wird es dann richtig teuer."

(RP/ac)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort