Leverkusen Händeschütteln bleibt im Klinikum erlaubt

Leverkusen · Im Kampf gegen Keime setzt der Hygiene-Experte des Leverkusener Klinikums, Prof. Dr. Stefan Reuter, auf konstante Schulungen des Personals. Spektakuläre Anordnungen wie jetzt in einem Bochumer Krankenhaus sind seine Sache nicht.

 Hygiene-Experte des Leverkusener Klinikums, Prof. Dr. Stefan Reuter,

Hygiene-Experte des Leverkusener Klinikums, Prof. Dr. Stefan Reuter,

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Ehre, wem Ehre gebührt. Als Prof. Dr. Stefan Reuter davon erfuhr, dass die Bochumer Augusta-Klinik im Kampf um bessere Hygienemaßnahmen ab sofort das Händeschütteln verbietet, war ihm sofort klar: "Das gibt ein großes Medien-Echo - die Kollegen in Bochum schaffen eine breite Öffentlichkeit für dieses wichtige Thema." Ein Erfolg also.

Reuter kann das beurteilen: Er ist nicht nur Chefarzt der "Allgemeinen Inneren" am Klinikum Leverkusen, er ist als Vorsitzender der Hygienekommision des Krankenhausesauch der Verantwortliche für dieses Thema..

Jeder 20. Patient in Deutschland infiziert sich pro Jahr mit einem gefährlichen Krankenhauskeim. Experten schätzen, dass 30 Prozent der Infektionen in Kliniken durch bessere Hygiene vermeidbar wären.

Das lässt auch Reuter nicht kalt. Spektakuläre Anordnungen wie jetzt in einem Bochumer Krankenhaus sind seine Sache jedoch nicht. "Ein Händeschüttelverbot kann sogar kontraproduktiv sein", warnt der Mediziner. Denn es wiege die Leute unter Umständen in einer falschen Sicherheit.

"Patientenkontakt habe ich ja nicht nur beim Händeschütteln, sondern bei jeder Untersuchung, beim Spritzensetzen und und und", räumt er ein. Daher führe kein Weg an der Hände-Desinfektion vor jedem einzelnen Patientenkontakt vorbei.

Das wird am Klinikum Leverkusen inzwischen erfolgreich vermittelt - unter anderem durch neue Schulungsfilme. Darin ist auch zu sehen, wie man am besten die 30 Sekunden überbrückt, die nach dem Auftragen des Desinfektionsmittels notwendig sind, bis es überhaupt wirkt. Den Patienten bereits ansprechen während des Auftragens, die Hände beim Gang zu seinem Bett aneinanderreiben - "dann wird die Verzögerung bis zum Handschlag auch sofort akzeptiert", sagt Reuter.

Dagegen kenne er durchaus einige Patienten, die überhaupt kein Verständnis dafür hätten, wenn ihnen eine persönliche Begrüßung per Händeschütteln vorenthalten würde: "Die fühlen sich regelrecht zurückgesetzt."

Insgesamt könne man das wichtige Hygienethema daher nur durch intensives Schulen voranbringen, so lange, bis es in Fleisch und Blut übergegangen sei, sagt Reuter, der die Fortschritte übrigens auch dokumentieren kann: "Das sehen wir am zunehmenden Verbrauch unserer Hand-Desinfektionsmittel."

Auch bei der Kplus-Gruppe, die unter anderem die Kankenhäuser St. Remigius in Opladen und St. Josef in Wiesdorf betreibt, hieß es gestern, die Aktion des Bochumer Augusta-Krankenhauses habe keinen Vorbildcharakter. Händeschütteln sei immer noch "ein Zeichen von Empathie und Respekt", erklärte ein Sprecher. Das solle nicht unterbunden werden.

Außerdem seien alle Mitarbeiter für sich selbst und das Wohl der anderen verantwortlich.

(RP)
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