Guildo Horn im „Scala“ Der „Meister“ zelebriert die Ästhetik des Hängebauchs

Leverkusen · „Wir wollen den Meister sehen!“, rufen die Besucher des ausverkauften Scala Clubs. Kurze Zeit später ist es  soweit. Der „Meister“ betritt unter Kirchglockengeläut und „Tochter Zion“ die Bühne.

 Unter der dicken Fellmütze wird es Guildo Horn schnell zu warm. Der obgligatorische Bühnen-„Stripp“ lässt nicht lange auf sich warten.

Unter der dicken Fellmütze wird es Guildo Horn schnell zu warm. Der obgligatorische Bühnen-„Stripp“ lässt nicht lange auf sich warten.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Wohin die Reise geht, ist allen klar: Guildo Horn und seine orthopädischen Strümpfe sind in der Stadt, um gemeinsam Weihnachten zu feiern.

Und der Meister liefert wieder einmal ab. Mit „Es ist Weihnachten, Hallelujah! Gott hat mich für euch erfunden!“, heizt er das Publiukum ein. Die Botschaft des Abends: „Tanzt, liebt, frohlockt, aber steht bloß nicht wie Salzsäulen herum.“

Es ist beachtlich, wie schnell Guildo Horn seine Fans in seinen Bann zieht. Alles, was er fordert, wird konsequent vom Publikum ausgeführt – egal ob mit den Händen über’m Kopf  Weihnachtsbäume falten oder gemeinsam schunkeln. Klassiker wie „Y.M.C.A.“ oder Pink Floyds „The Wall“ werden in weihnachtliche Rock & Popsongs umgeschrieben und gemeinsam mit der Menge gefeiert. Es ist urkomisch, wie Guildo Horn seinen Auftritt immer wieder neu interpretiert – dieses Mal zunächst mit schwarz-weiß geflecktem Mantel und einer russischen Uschanka-Fellmütze. Beides  findet sich schnell auf dem Boden der Bühne wieder. Und es muss wohl nicht explizit erwähnt werden, dass dies nicht die einzigen Kleidungsstücke sind, die der Großmeister verliert – spätestens beim „Dicken Dieter“ fallen Sakko, Krawatte und durchgeschwitztes Hemd.

Es ist gewiss nicht das orthopädische Singspiel, dass die Band zum Kultstatus erhebt.  Vielleicht eher, dass die orthopädischen Strümpfe glaubhaft vermitteln: Man muss nicht dem Ideal entsprechen, um Spaß und Erfolg zu haben. Auch Männer mit Hängebäuchen, seltsamen Frisuren oder überdimensional große Augenbrauen sind eine Pracht! Wenn sie sich selbst akzeptieren und sich gleichzeitig nicht ganz so sehr ernst nehmen. Einfach leben und genießen.
„Ich will ein Kind von Dir!“, ruft jemand aus dem Publikum Horn zu. Das würde leider nicht mehr gehen, erklärt der Meister, er sei mittlerweile postsexuell: „Ich habs schon hinter mir.“ Die eigenen Interpretationen von „Sound of Silence“, „Final Countdown“ oder „Eternal flame“ gepaart mit Guildos Lieblings-Weihnachtsliedern wie „Leise rieselt der Schnee“ stimmen besinnlich die Adventszeit ein. Die Party ist auch ein Familienfest: Es kommen Jung und Alt zusammen und freuen sich des Lebens. Das Konzept  geht mal wieder auf. „Was die orthopädischen Strümpfe jedes Jahr abziehen, ist schon sagenhaft“, sagt ein treuer Fan. Für ihn steht fest: Weihnachten kann kommen.

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