Leverkusen Grün und Weiß für das Grab eines Schützen

Leverkusen · Wer Friedhofsgärtner werden will, muss beweisen, dass er ein Gefühl für Proportionen und Farben hat - und Pflanztechniken beherrscht.

 Das Werk von Pascal Lehmann auf dem Friedhof Birkenberg wird von den Prüfern genau beäugt.

Das Werk von Pascal Lehmann auf dem Friedhof Birkenberg wird von den Prüfern genau beäugt.

Foto: Uwe Miserius

Am Ende waren es 300 Ilex, 36 Kalanchoe und 96 Euonymus, die der Leverkusener Pascal Lehmann auf dem Grab gepflanzt hatte. Die weißen Kalanchoe, einigen besser bekannt als "flammendes Käthchen", hatte der angehende Gärtner zu einem Dreieck angeordnet und damit eine Form aufgegriffen, die sich auch im Grabstein wiederfand. Außerdem hatte er bei der Farbwahl vor allem auf grüne und weiße Pflanzen gesetzt, weil ihm als Aufgabe die Grabgestaltung für einen verstorbenen Schützen gestellt worden war.

Lehmann hat jetzt die öffentliche Abschlussprüfung zum Friedhofsgärtner auf dem Friedhof Birkenberg abgelegt. Dreieinhalb bis vier Stunden hatten er und die anderen sieben Prüflinge Zeit, ein Einzelgrab nach den Richtlinien des Bundesverbandes deutscher Friedhofsgärtner selbstständig zu planen, zu gestalten und anzulegen. Dabei musste er klare Kriterien erfüllen, um sich künftig Gärtner der Fachrichtung Friedhof nennen zu dürfen.

"Die Proportionen müssen stimmen, die Farbauswahl und die Pflanztechnik", beschrieb Martin Walser, Geschäftsführer des Landesverbandes Gartenbau Nordrhein-Westfalen, die Anforderungen. Außerdem sei auf den goldenen Schnitt - die optimale Aufteilung der Grabfläche - und auf einen dreiprozentigen Anstieg der Fläche hin zum Grabstein zu achten.

Nicht ganz unwichtig: Am Ende sollten die Prüflinge auch noch angeben können, wie viel ihre Arbeit einen echten Auftraggeber kosten würde. Pascal Lehmann hatte es bereits durchgerechnet: Auf 1500 Euro kalkulierte er Pflanzen und Arbeitszeit insgesamt.

"Die Arbeit ist sehr abwechslungsreich. Ich kann viele Neuanlagen machen und alles schön herrichten", beschrieb er, warum er sich diesen Beruf ausgesucht hat. Ein weiterer Vorteil dürfte sein, dass er und seine Kollegen sehr gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben. Der Dienstleistungsgartenbau, zu dem die Friedhofsgärtnereien zählen, hat als Wachstumsbranche hohen Bedarf an qualifizierten Fachkräften. In NRW gibt es rund 3500 Friedhöfe, hier wird gut die Hälfte aller angehenden Friedhofsgärtner Deutschlands ausgebildet. Im Rheinland sind es allein 40.

Die künftigen Gärtner mussten bei der Prüfung indes nicht nur das Grab gestalten. Im nicht-öffentlichen Teil hatten sie in einer mündlichen Prüfung ihr Fachwissen zum Beispiel über Pflanzenanzucht, Gehölzschnitt oder Maschinenwartung zu beweisen. Außerdem sollten sie Trauergestecke gestalten.

"Ich war vor der Prüfung sehr nervös", gestand Lehmann. Am Abend gab's die Ergebnisse: Alle acht haben an diesem Tag die Prüfung bestanden.

(inbo)
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